115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, rund sechs Prozent der Belegschaft, müssen bei Personio gehen. Das bestätigte das HR-Tech-Scale-up gestern in einer Pressemitteilung, nachdem der Business Insider zuerst berichtet hatte.
Die Pressemitteilung enthielt auch eine dem Unternehmen zufolge ursprünglich interne Nachricht von Gründer und CEO Hanno Renner. „Ich weiß, dass dies eine schwierige Nachricht ist. Ich übernehme die volle Verantwortung für die Entscheidungen, die uns in diese Lage gebracht haben“, heißt es darin. Man habe zwar viel Fortschritt gemacht, etwa durch den Launch von Personio Payroll. Zugleich spüre man die schwierige wirtschaftliche Lage, in der viele Kunden steckten. Zudem gebe es „operationale Ineffizienzen“ in einigen Bereichen. „Das führt dazu, dass unsere Kosten im Verhältnis zu unseren Einnahmen höher sind als sie sein sollten“, ist in der Nachricht weiter zu lesen. Den gekündigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verspricht Renner unter anderem ein großzügiges Trennungspaket, Karriereberatung und das Angebot, über eine Alumni-Liste in Kontakt zu bleiben.
In einer Mail an unsere Redaktion heißt es zudem: „Alle Mitarbeitenden, die von den Entlassungen betroffen sind, behalten selbstverständlich alle bis zum Vertragsende erworbenen Unternehmensanteile sowie die damit verbundenen Rechte. Im Rahmen der Abfindungspakete haben wir allen Betroffenen außerdem im Vergleich zu den Vertragsbedingungen verbesserte Konditionen angeboten.“
Auf die Frage, welche Stellen betroffen sind, antwortete das Unternehmen: „Wir haben alle Abteilungen, mit Ausnahme unserer Produkt- und Entwicklungsabteilung, umfassend überprüft, um unsere Organisation mit unseren Zielen und Prioritäten in Einklang zu bringen. Die Anzahl der direkt betroffenen Rollen ist entsprechend von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich. Das gilt auch für den weiteren Personalbedarf sowie offene Stellen“.
Nicht die erste Entlassungswelle in diesem Jahr
Im Januar dieses Jahres hatte Personio schon einmal 101 Mitarbeitende in der Produkt- und Technologieabteilung entlassen. Seinerzeit hatte es arbeitsrechtliche Bedenken gegeben, ob dieser Stellenabbau rechtens ist, weil gleichzeitig in denselben Abteilungen Stellen offen waren. „Wie die Kombination aus Kündigungen und freien Stellen betriebswirtschaftlich Sinn machen soll, weiß ich nicht“, sagte uns damals der Arbeitsrechtler Pascal Croset. „Aber dass eine Kündigung arbeitsrechtlich unwirksam ist, wenn der Arbeitnehmer eine freie Stelle besetzen könnte, das weiß ich.“ Inwieweit die gleiche Problematik auch diesmal besteht, ist noch unklar. Laut Personio gibt es „für Positionen, die von den Entlassungen betroffen sind, gibt es keine offenen Ausschreibungen.“
Die Nachricht des Stellenabbaus überschattet die ebenfalls in dieser Woche erfolgte Auszeichnung der „HR Top Voices“ durch Personio. (Die Personalwirtschaft hat die Auszeichnung als Medienpartner begleitet.) Einer der Ausgezeichneten, Daniel Mühlbauer, griff in seinem Post entsprechend die Nachricht auf und bat seine Community darum, die entlassenen Personio-Mitarbeiter zu unterstützen.
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Personio reiht sich mit dem Personalabbau in eine lange Reihe ein. Ebenfalls in dieser Woche vermeldeten mehrere Medien, dass Autobauer Audi eine vierstellige Zahl von Stellen kürzen will.
Der Artikel wird laufend aktualisiert.
Info
Auch in unserer aktuellen Magazin-Ausgabe geht es um das Thema Stellenabbau. Auf unserer Website lesen Sie unter anderem, mit welchen frühzeitigen Maßnahmen sich Kündigungen vielleicht noch abwenden lassen und was sie sonst noch über die aktuelle Lage wissen müssen.
Gesammelt gibt es unsere Texte auf der Themenseite Stellenabbau.
(Redaktionelle Mitarbeit: Frederic Haupt)
Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.