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Umfrage: Jeder Zweite macht Überstunden

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Deutsche Beschäftigte machen öfter Überstunden als der europäische Durchschnitt und sind wechselbereiter, wenn ihre Gesundheit leidet. Das zeigt eine Studie des Personaldienstleisters SD Worx. Dafür wurden im Februar dieses Jahres 18.000 Beschäftigte und 5.118 Arbeitgeber in 18 europäischen Ländern, darunter Deutschland, befragt.

Mehrarbeit in Deutschland üblicher als im europäischen Durchschnitt

Die Hälfte der deutschen Beschäftigten (50 Prozent) leistet nach eigener Angabe regelmäßig Überstunden; im europäischen Durchschnitt liegt der Anteil mit 40 Prozent niedriger. Nur etwas weniger als jeder zehnte Arbeitnehmende hierzulande sagt, dass Mehrarbeit bei ihm nicht vorkommt. Laut Studie entstehen Überstunden vor allem durch ein generell hohes Arbeitspensum und unvorhergesehene Ereignisse, die schnelles Handeln erfordern, aber auch der Personalmangel spielt eine Rolle. Interessant ist, dass Mitarbeitende in Deutschland aus diesen Gründen bis zu zwölf Prozent mehr Zusatzarbeit leisten müssen als jene in den anderen europäischen Ländern.
Abgesehen von den Überstunden kommen berufliche Aktivitäten in nicht unerheblichem Maß auch außerhalb der geregelten Arbeitszeit vor: 44 Prozent aller Studienteilnehmer nehmen berufliche Anrufe entgegen oder checken ihre E-Mails. 40 Prozent tun dies auch im Urlaub. Die deutschen Befragten liegen hier knapp unter dem Schnitt. Gut ein Viertel (27 Prozent) der hiesigen Beschäftigten legt allerdings Wert darauf, sich im Urlaub nicht stören zu lassen.

Mehrheit empfindet Job als anstrengend

Angesichts der Befragungsergebnisse erstaunt es nicht, dass sechs von zehn Bundesbürgern (61 Prozent) ihre Arbeit als mental anstrengend empfinden und für fast vier von zehn Deutschen (38 Prozent) ist der Job auch körperlich belastend. Zwar fühlen sich während der Ausübung ihrer Tätigkeit noch 60 Prozent fit und gesund, doch nach dem Arbeitstag kann dies nur noch rund die Hälfte (49 Prozent) für sich sagen. Dieser Befund trifft sowohl auf Deutschland als auch auf den europäischen Durchschnitt zu, während die allgemeine Zufriedenheit hierzulande mit 46 Prozent unter den Schnitt aller untersuchten Länder (52 Prozent) liegt.

Gut ein Viertel der Beschäftigten unzufrieden mit Work-Life-Balance

Für jeden fünften deutschen Befragten gehört eine gute Work-Life-Balance zu den fünf wichtigsten-Kriterien bei der Wahl einer neuen Arbeitsstelle. Allerdings ist mehr als Viertel (29 Prozent) derzeit damit unzufrieden. Europaweit kommt es 28 Prozent den Beschäftigten vor allem auf die Berücksichtigung der mentalen und physischen Gesundheit an – deutlich mehr als hierzulande, wo dieser Anteil bei lediglich 18 Prozent liegt. Andererseits sind die Deutschen mit 29 Prozent eher bereit, sich einen neuen Job zu suchen als im europäischen Vergleich (22 Prozent), wenn ihre eigene Gesundheit nicht genügend berücksichtigt wird.

Zeiterfassung als Mittel für mehr Wohlbefinden der Mitarbeitenden?

Auch die Unternehmen wurden danach gefragt, welchen Stellenwert das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden für sie hat. Gut ein Drittel der deutschen (36 Prozent) und europäischen (37 Prozent) Arbeitgeber sagen, dass Wohlergehen ihrer Belegschaft gehöre zu ihren fünf bedeutendsten Prioritäten. In Deutschland gibt gut die Hälfte (53 Prozent) an, Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wohlbefinden und Produktivität ihrer Beschäftigten zu legen.

Häufig heißt es, die Zeiterfassung sei ein geeignetes Instrument, um Überstunden entgegenzuwirken und damit für eine bessere Work-Life-Balance zu sorgen. Seit zwei Jahren sind Arbeitgeber in Deutschland verpflichtet, die von ihren Mitarbeitenden geleisteten Arbeitsstunden erfassen zu lassen. Allerdings hält sich die Mehrheit nicht daran: Nur 41 Prozent der deutschen Beschäftigten (34 Prozent im europäischen Durchschnitt) geben an, ihr Unternehmen erwarte dies von ihnen. Jeder zweite deutsche Arbeitgeber ist der Meinung, dass die Leistungskontrolle eine höhere Priorität hat als die Zeiterfassung; nur 15 Prozent messen der Zeiterfassung mehr Bedeutung zu.

Info

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.