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Unsere HR-Personalie 2022: Khadija Ben Hammada steht für Fortschritt

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„Sie steht für eine neue Generation von CHROs!“ – so beschreiben einige unserer ausgewählten Personalberaterinnen und -berater Khadija Ben Hammada. Ab Januar 2023 ist sie Chief HR Officer bei Merck und damit für die Personalbelange eines stark wachsenden Pharma- und Chemiekonzerns verantwortlich. Ben Hammada ist für eine solche Position – im Vergleich zur Besetzung anderer Dax-Unternehmen – mit 42 Jahren recht jung, eine Frau, in zwei Kulturen groß geworden und eine HR-Führungskraft, die eigenen Aussagen nach Herausforderungen genauso liebt wie den empathischen Austausch mit den unterschiedlichsten Menschen. Bis heute findet man all diese Eigenschaften in der obersten Riege deutscher Personalabteilungen eher selten. Verbunden in einer Person erst recht nicht.

Sie will Dinge gut machen

Im Gespräch verrät uns Ben Hammada von ihrer Vision als CHRO. Sie möchte jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in dessen oder deren Gesamtheit in den Fokus stellen. Denn die Menschen seien das Fundament für nachhaltiges Wachstum. Ihr Bestreben beruht auf persönlichen Erfahrungen. Die zukünftige CHRO möchte den Merck-Beschäftigten das geben, was sie selbst immer wieder erhalten hat: Chancen, sich zu entfalten und zu wachsen.

In ihrem Lebenslauf hat sich scheinbar eine Gelegenheit an die andere gereiht, denn ihr Aufstieg war sukzessiv. Ben Hammada kam 2010 aus der Personalberatung zu Merck, startet zunächst als European Recruitment Specialist in Frankreich. Kurze Zeit später ging sie nach Boston (USA), um Teamlead HR Sourcing & Recruiting zu werden. 2015 folgte der Wechsel zu den deutschen Standorten, wo sie als Chief of Staff & Head of CEO Office, zuletzt als Global Head of Talent Development & Recruiting tätig war – um nur einige ihrer beruflichen Etappen zu nennen.

Sie ist eng mit der CEO

Obwohl es ihr Lebenslauf vermuten lässt, sei ihre Karriere nie forciert gewesen. „Mein einziger Plan war es, Dinge gut zu machen, so viel wie möglich zu lernen und Spaß zu haben“, sagt Ben Hammada. Das scheint ein guter Plan gewesen zu sein, denn er zog zahlreiche Aufstiegschancen nach sich, die sich auch daraus ergaben, dass andere mehr in ihr sahen als sie selbst. Eine davon ist Merck-CEO Belén Garijo, mit der sie eine enge Arbeitsbeziehung hat. „Es ist ein Geben und Nehmen zwischen uns“, sagt Ben Hammada. „Wir vertrauen einander, fordern uns gegenseitig heraus und unterstützen uns immer. Es ist ein Privileg, sie als Führungskraft zu haben und von ihr lernen zu dürfen.“

Nun wird ihre Zusammenarbeit auch vom Titel her etwas mehr auf Augenhöhe sein. Dafür macht Dietmar Eidens Ben Hammada Platz. Er hatte rund sechs Jahre die Position des CHRO inne. Mit der 42-Jährigen rückt nun eine neue Generation auf die oberste HR-Führungsebene. Und obwohl sie „Merck-Stallgeruch hat“ – wie es Personalberater Thomas Heiden ausdrückt –, wird sich das HR-Team mit rund 500 Mitarbeitenden umgewöhnen müssen. Doch Ben Hammada ist im Umgang mit Merck-Menschen geübt und weiß die Arbeit ihres Vorgängers wertzuschätzen. Und was noch viel wichtiger ist: Sie hat die Unterstützung von Garijo, die über Ben Hammada sagt: „Ihre langjährige Führungserfahrung, ihr unternehmerisches Denken sowie ihre Integrität und Ergebnisorientierung machen sie zur bestmöglichen Nachfolgerin von Dietmar Eidens.“

Ein Beispiel für New Leadership

Kenner wissen: Belén Garijo ist die HR-Funktion wichtig, und sie würde die Position nicht mit irgendjemandem besetzen. Stattdessen hat sie sich für eine Frau mit einer ausgeprägten Expertise in Recruiting, Organisationsentwicklung und Talentmanagement entschieden, und für eine Person, die das Konzept von New Leadership verkörpert. Ben Hammada beschreibt sich selbst als ehrlich, ergebnisorientiert, empathisch und verantwortungsvoll. Als eine Führungskraft, die das Zusammensein mit Menschen liebe – vor allem mit solchen mit den unterschiedlichsten Hintergründen.

Auf Kolleginnen und Kollegen mit verschiedenen kulturellen Wurzeln sollte sie in ihrer Zeit bei Merck zur Genüge getroffen sein. Für den Pharmakonzern, der mit mehr als 60.000 Mitarbeitenden in 66 Ländern aktiv ist, war Ben Hammada in den vergangenen Jahren auf drei Kontinenten in fünf Ländern tätig. Klingt stressig? Nicht für sie. „Von verschiedenen Nationalitäten und Menschen mit unterschiedlichen Arbeitsweisen umgeben zu sein, ist für mich wie frische Luft atmen“, sagt die zukünftige CHRO.

Aus der Vergangenheit lernen

Durch die Begegnungen lerne sie unheimlich viel und hinterfrage Vorgehensweisen, aber auch sich selbst: „Tun wir hinsichtlich Diversity und Nachhaltigkeit genug? Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche?“ Merck investiert derzeit stark in die Laborsparte und möchte die Forschungs- und Entwicklungs-Produktivität im Unternehmensbereich Healthcare verdoppeln – unter anderem mit den daraus resultierenden Fragen beschäftigt sich Ben Hammada. Antworten darauf findet sie auch in der Vergangenheit. Sie schaut sich an, wie Merck es bewerkstelligt hat, die vergangenen 354 Jahre erfolgreich zu sein. „Wenn ich verstehe, wie wir das geschafft haben, dann ist das die perfekte Grundlage für mich, um meine Arbeit gut zu machen“, sagt Ben Hammada.

Mercks Geheimrezept fasst sie folgendermaßen zusammen: Es gibt eine Kultur der Zugehörigkeit, Menschen gehen gerne zur Arbeit und wissen, wofür sie das tun – um einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Zudem haben sich Mitarbeitende in all den Jahren weiterentwickeln können, Merck sei ein lernendes Unternehmen. Doch Ben Hammada schaut keinesfalls nur zurück. Sie weiß sehr genau, wie der Fachkräftemangel und die Unternehmensziele – wie etwa, im Unternehmensbereich Healthcare durchschnittlich alle eineinhalb Jahre ein neues Produkt oder eine neue Indikation einzuführen – Reibungspotenzial haben.

Um die für das Unternehmenswachstum nötigen neuen Mitarbeitenden zu gewinnen, will Ben Hammada mit ihrem Team die Talentakquisition flexibler und proaktiver gestalten: „Wir müssen dort hingehen, wo Talente sind und schnelle Entscheidungen treffen, bevor sie woanders hingehen.“ Weggehen wollte Ben Hammada all die Jahre nicht von Merck. Schließlich habe das Unternehmen ihr immer wieder neue Chancen gegeben, um sich zu entfalten und weiterzuentwickeln. Diese Erfahrung will sie allen bestehenden und neuen Merck-Mitarbeitenden auch geben. „Ich möchte, dass wir uns darauf konzentrieren, was eine Person sein kann, wenn man ihr eine Chance gibt.“ Wie sie selbst als CHRO sein wird, erwartet die HR-Szene mit Spannung.    

Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.