Wertschätzung ist für jeden von uns ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Und dennoch bleibt sie im Arbeitsalltag oft auf der Strecke. Die Folge: Viele Mitarbeitende ziehen sich zurück und erledigen nur noch das Nötigste – Dienst nach Vorschrift. Fehlende Wertschätzung wirkt sich damit auf Motivation, Engagement und Bindung der Beschäftigten aus – und ist zudem ein häufiger Kündigungsgrund.
Das ist vielen Führungskräften und HR-Professionals bewusst. Doch wissen viele nicht genau, was sich konkret hinter dem Begriff verbirgt. Wertschätzung bedeutet, den Wert einer Person anzuerkennen und zu respektieren – das heißt nicht nur deren Arbeitsleistung, sondern auch die Person als Ganzes. Das ist leichter gesagt als getan, weshalb es vielen schwerfällt, Wertschätzung zu zeigen und sie einfach und praktisch in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Warum fällt uns Wertschätzung oft schwer
Dafür gibt es mehrere Gründe: Wertschätzung erfordert Zeit und Energie. Es reicht nicht aus, gelegentlich Lob auszusprechen. Echte Wertschätzung setzt voraus, sich intensiv mit den Menschen auseinanderzusetzen und ihnen mit Aufmerksamkeit, Wohlwollen und Freundlichkeit zu begegnen. Diese Haltung ist die Grundlage für effektive Wertschätzung und zeigt sich in unserem Verhalten wie zum Beispiel einem bewussten „Danke“ oder einem freundlichen Lächeln.
Wie gelingt die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden?
Eine wertschätzende Unternehmenskultur bestimmt viele formelle Aspekte der Anerkennung, wie zum Beispiel faire Entlohnung, regelmäßiges Feedback und Trainings zur wertschätzenden Kommunikation. Sie schafft jedoch auch den notwendigen Rahmen, in dem informelle Wertschätzung gelebt werden kann, und bildet somit das Fundament dafür, dass Wertschätzung im Alltag gelebt wird. Ohne eine solche Kultur bleibt echte Wertschätzung oft oberflächlich, da erst durch sie ein respektvolles Miteinander und das Bewusstsein, den Menschen als Ganzes zu sehen, fest im Unternehmen verankert werden können.
Dabei spielen auch die Themen mentale Gesundheit und Weiterentwicklung eine entscheidende Rolle. Wer sich um das Wohlbefinden seines Teams kümmert und individuelle Herausforderungen berücksichtigt, zeigt, dass Mitarbeitende nicht nur als Arbeitskräfte, sondern als Menschen wertgeschätzt werden. Talente gezielt auszubauen und Entwicklungschancen zu bieten, vermittelt Anerkennung und signalisiert Vertrauen.
Damit Wertschätzung wirksam ist, muss sie regelmäßig, authentisch und konkret gezeigt werden. Nur wenn Wertschätzung gezielt und an den richtigen Stellen eingebracht wird und auf die individuellen Stärken und Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt ist, kann sie wirklich bedeutungsvoll sein.
5 Wege, um wertschätzende Führung im Alltag zu leben
Führungskräfte tragen eine große Verantwortung für informelle Wertschätzung. Ihre Handlungen und Worte haben direkten Einfluss darauf, ob und wie Mitarbeitende sich gesehen und anerkannt fühlen. Zudem sind sie besonders nah an ihren Mitarbeitenden und gestalten den Arbeitsalltag aktiv mit. Dadurch prägen sie entscheidend die Teamdynamik und das Unternehmensklima. Wie können sich Führungskräfte wertschätzend gegenüber Mitarbeitenden verhalten?
- Lob und Anerkennung: Wertschätzende Führung bedeutet, zeitnahes positives Feedback auf Erfolge und gute Leistungen zu geben. Eine kurze persönliche Notiz per E-Mail oder ein Shoutout im Teammeeting kann viel bewirken und zeigt, dass Erfolge nicht unbemerkt bleiben.
- Gemeinsame Zeit und ehrliches Interesse: Führungskräfte sollten Möglichkeiten und Zeit schaffen, um mit Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Ob bei gemeinsamen Kaffeepausen oder regelmäßigen Einzelgesprächen – ehrliches Interesse und aktives Zuhören sind zentrale Elemente, um Mitarbeitenden Wertschätzung zu vermitteln.
- Herzliche Gesten: Kleine Aufmerksamkeiten wie Dankeskarten, Notizbücher (zum Beispiel ein 6-Minuten Tagebuch), aber auch Teamevents signalisieren, dass Mitarbeitende geschätzt werden. Solche Gesten zeigen, dass die Führungskraft nicht nur an den Ergebnissen, sondern auch an der Zufriedenheit des Teams interessiert ist.
- Mitarbeitende einbeziehen und Vertrauen schenken: Mitarbeitende, die in Entscheidungen einbezogen werden und deren Einschätzungen gefragt sind, fühlen sich als wertvolle Teammitglieder. Indem Führungskräfte Verantwortung übertragen, zeigen sie, dass sie ihren Mitarbeitenden vertrauen.
- Unterstützung bieten: Ob emotional oder fachlich – Mitarbeitende sollten sich auf ihre Führungskraft verlassen können. Das bedeutet auch, die mentale Gesundheit des Teams im Blick zu behalten, etwa durch einen freien Tag nach einem großen Projekt mit Überstunden, um Erholung und Anerkennung zu verbinden. Wichtig ist, Unterstützung auch explizit zu kommunizieren, um Sicherheit zu vermitteln. Das gelingt etwa mit der Frage „Gibt es etwas, womit ich dich bei diesem Projekt unterstützen kann?“ oder „Möchtest du zu dieser Aufgabe einen regelmäßigen Check-in mit mir machen?“.
Fazit
Wo Wertschätzung fehlt, bleiben Potenziale im Unternehmen ungenutzt. Denn sie wirkt nicht nur als sozialer Verstärker, der positive Verhaltensweisen fördert und das Engagement stärkt, sondern ihr Fehlen kann auch zu Rückzug und innerer Kündigung führen. Echte Wertschätzung erfordert allerdings Zeit, Aufmerksamkeit und emotionale Offenheit. Führungskräfte, die diese Haltung bewusst in den Arbeitsalltag integrieren, schaffen die Basis für motivierte, loyale und produktive Teams, die ihr volles Potenzial entfalten können.