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Wie steht es um ESG in KMU?

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Wie nachhaltig ist der Mittelstand hierzulande aufgestellt und wie steht es um soziale Verantwortung und Diversität? Diesen Fragen ging eine aktuelle Studie nach, auch vor dem Hintergrund, dass Anfang dieses Jahres die Richtlinien zum ESG-Reporting verschärft wurden. Die Trendstudie „Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit“ des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität (zeag) kommt zu dem Ergebnis, dass sich ökologische Führung und ein starkes Diversitätsklima positiv auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und den Unternehmenserfolg auswirken, macht jedoch bei vielen Unternehmen noch Verbesserungsbedarf insbesondere bei der Umsetzung aus.

Das zumindest geht aus den Antworten von knapp 9.400 Mitarbeitende und Führungskräften aus 73 Unternehmen mit elf bis knapp 1.400 Mitarbeitenden hervor. Die Auswertung erfolgte durch das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen.

Ökologische Nachhaltigkeit wird thematisiert

Die Vision zur ökologischen Nachhaltigkeit ist in vielen Unternehmen vorhanden, doch konkrete Ziele fehlen. Was den Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit betrifft, vermittelt knapp die Hälfte der Geschäftsführungen der befragten Unternehmen derzeit ein visionäres Zukunftsbild. Rund ein Viertel hat Nachhaltigkeitsrichtlinien etabliert, die Umweltbewusstsein in allen Geschäftsbereichen fördern. Bei knapp zwei Dritteln ist dies nur teilweise der Fall und zehn Prozent hat keine solchen Richtlinien oder fördert sie weniger. Konkrete Nachhaltigkeitsziele haben insgesamt jedoch nur zehn Prozent definiert, 60 Prozent haben dies zum Teil und 30 Prozent haben noch gar keine strategischen Ziele festgelegt.

Und im Alltag? Wie sehr beeinflusst ESG die Arbeit im Unternehmen? Über ein Human Resources Management mit starkem Ökologiefokus verfügen lediglich zehn Prozent. Über alle Unternehmen hinweg nimmt nur knapp ein Fünftel (19 Prozent) der Beschäftigten die Führung ihrer Vorgesetzten als ökologieorientiert wahr. 43 Prozent schätzen sie als moderat und 38 Prozent als gering ökologieorientiert ein. Regelmäßige Schulungen zum Thema ökologische Nachhaltigkeit bietet rund ein Fünftel (20 Prozent) der Unternehmen an und fast die Hälfte (46 Prozent) führt nur wenige oder gar keine Schulungen durch.

Zufriedenheit der Generation Z steigt durch ökologieorientierte Führung

Durch die mangelnde Fokussierung auf ESG in der Praxis werde Potenzial vertan, so die Studienverfasserinnen und -verfasser. Sie kommen zu dem Schluss: Vor allem eine stark ökologieorientierte Führung erhöht die Unternehmensleistung um 21 Prozent und die Mitarbeiterzufriedenheit um 20 Prozent, wobei insbesondere die Zufriedenheit der Generation Z durch eine solche Führung steigt. Darüber hinaus nimmt altersübergreifend die emotionale Mitarbeiterbindung um 17 Prozent zu. Ein solches Führungsklima schreibt sich bislang jedoch nicht mehr als sechs Prozent der Betriebe zu.

Diversitätsklima unterschiedlich stark ausgeprägt

In Bezug auf soziale Nachhaltigkeit hat sich die Studie insbesondere auf die Aspekte Diversität und Gesundheit fokussiert. Danach empfindet fast die Hälfte (48 Prozent) aller Befragten das Diversitätsklima in ihrem Unternehmen als besonders stark. 86 Prozent der Unternehmen verfügen laut Befragung über ein starkes Diversitäts-Mindset. Das Diversitätsklima sehen 61 Prozent der Mitarbeitenden als stark, 36 Prozent als moderat und lediglich drei Prozent als schwach ausgeprägt an.

Im produzierenden Gewerbe und im Handel empfinden nur 27 und 29 Prozent das Diversitätsklima als stark, während der Anteil in der Dienstleistungsbranche mit 60 Prozent am höchsten ist. Was das Diversitätsmanagement angeht, so ist es bei 55 Prozent der KMU stark ausgeprägt, bei 29 Prozent moderat und bei 16 Prozent schwach. Es sei erkennbar, so die Studienverfasserinnen und -verfasser, dass Diversität auf der Ebene des Top-Managements stärker verankert sei als auf Mitarbeiterebene.

Altersdiskriminierung steigert emotionale Erschöpfung

Was die Geschlechterdiversität betrifft, so geben sieben Prozent der Unternehmen an, eine Frauenquote eingeführt zu haben. In Bezug auf Altersdiversität sagen 34 Prozent, dass sie explizite Angebote für Mitarbeitende unterschiedlicher Altersgruppen anbieten. Außerdem haben 17 Prozent der Betriebe Schulungen für den Umgang mit Mitarbeitenden verschiedener Altersgruppen im Programm.

Und wie steht es um die Gesundheit der Mitarbeitenden? Von den befragten Beschäftigten sind elf Prozent eigener Angabe nach stark und 35 Prozent moderat emotional erschöpft. In der Generation Z ist dies mit 13 und 39 Prozent am deutlichsten ausgeprägt. Zum Vergleich: Von den Babyboomern sind acht Prozent stark und 32 Prozent moderat emotional erschöpft.

Eine gesunde Führung könne emotionaler Erschöpfung entgegenwirken, so die Studie, doch nur 37 Prozent der Arbeitnehmenden erleben gesunde Führung und nicht mehr als 39 Prozent haben dem eigenen Empfinden nach eine gute Work-Life-Balance. Und auch Diversität könnte sich positiv auf den Gesundheitszustand auswirken. In Betrieben mit einem ausgeprägten Diversitätsklima fühlen sich Mitarbeitende um 30 Prozent weniger emotional erschöpft. Im Hinblick auf soziale Verantwortung zeigt die Studie weiterhin, dass gut ein Viertel (26 Prozent) der KMU bereits Angebote für die Unterstützung bei der Kinder- und Seniorenbetreuung etabliert hat. Auch ermöglichen 23 Prozent der Betriebe ihrer Belegschaft, einen bezahlten Tag pro Jahr für ehrenamtliches Engagement zu nehmen.

Handlungsempfehlungen

Damit Unternehmen besser von den Vorteilen ihres Engagements in den Bereichen ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Diversität profitieren können, hält die Studie Handlungsempfehlungen parat: Es gelte, Nachhaltigkeitsziele strategisch zu verankern, umweltbewusstes Verhalten zu fördern, etwa durch Schulungen und Anreize für Mitarbeitende. Die Führungsebene sollte ökologische Nachhaltigkeit vorleben und Diversitätsmaßnahmen könnten beispielsweise durch Workshops erweitert werden. Gesundes Führen könne durch physische und psychische Unterstützung der Mitarbeitenden verbessert werden, beispielsweise durch Teambuilding Events und regelmäßige Gesundheitschecks. Außerdem sollten sich die Betriebe sozial engagieren und dieses Engagement bei den Beschäftigten ebenfalls unterstützen.

Die Studie kann hier angefordert werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.