Die rapide Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) wird von Beschäftigten eher positiv aufgenommen als negativ. Wie eine weltweite Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) zeigt, unterscheidet sich die Wahrnehmung dabei allerdings stark je nach Land und Hierarchieebene im Unternehmen. Führungskräfte – vor allem das C-Level – stehen der Arbeit mit der KI weitaus positiver entgegen als ihre Belegschaft. Für die restlichen Mitarbeitenden gilt: Ihre Sorgen hinsichtlich der KI würden geringer werden, wenn es im Unternehmen Maßnahmen zur verantwortungsvollen Nutzung von Künstlicher Intelligenz gebe. Auch wenn die Belegschaft mittels Upskilling auf die Veränderungen vorbereitet würde und Regulationen hinsichtlich der KI geschaffen würden, wären sie beruhigter.
Mitarbeitende in Deutschland sind weniger optimistisch
Die Zahlen im Detail: Während weltweit circa 52 Prozent der rund 13.000 befragten Mitarbeitenden – Executives, mittleres Management und Beschäftigte – die KI-Entwicklung und deren Auswirkungen für ihre Arbeit positiv sehen, betrachten rund 30 Prozent dieselbe Veränderung mit Sorge. Deutsche Mitarbeitende sind hier tendenziell etwas weniger optimistisch als jene in anderen Ländern (40 Prozent). Allerdings hat sich die Gruppe der „Optimisten und Optimistinnen“ in der Bundesrepublik in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt.
Sorgen wegen der KI-Entwicklung macht sich in Deutschland in etwa ein gleich großer Anteil an Mitarbeitenden wie weltweit. Hier fällt auf: Menschen, die eine KI bereits regelmäßig nutzen, machen sich weniger Sorgen als solche, die noch keine oder kaum Berührungspunkte mit der Künstlichen Intelligenz hatten.
Was Skeptiker kritisieren
Dass Menschen der KI in der Arbeitswelt skeptisch gegenüberstehen, kann folgende Gründe haben: Einige fühlen sich noch nicht bereit, mit der Künstlichen Intelligenz bei der eigenen Arbeit umzugehen. Sie wünschen sich Upskilling-Programme (86 Prozent weltweit). Weitere Mitarbeitende sind der Meinung, dass es in ihrem Unternehmen aktuell keine „adäquaten Maßnahmen“ für die Nutzung von KI gibt (71 Prozent weltweit). Auch die Angst davor, dass ihr Job durch die KI komplett abgeschafft werden könnte, kann negative Assoziationen mit der KI mit sich ziehen.
Wie viele Arbeitsplätze sind wirklich betroffen?
Laut einer im März veröffentlichen Studie von Goldman Sachs ist letztere Sorge nicht unbegründet. Demnach könnte weltweit bis zu 50 Prozent der aktuell noch von Menschen verrichteten Arbeit durch Maschinen bewerkstelligt werden. Als mögliche Konsequenz könnten rund 300 Millionen Menschen durch KI ihre Arbeitsstelle verlieren. An den meisten Arbeitsplätzen würde die Arbeit allerdings nur teilweise automatisiert und somit würden nur wenige Stellen komplett durch KI ersetzt werden, heißt es von den Studienverfasserinnen und -verfassern. Ein vollständiger Ersatz durch eine KI sei in Büro- und Verwaltungspositionen (46 Prozent), Rechtsberufen (44 Prozent) sowie Architektur- und Ingenieursberufen (37 Prozent) am wahrscheinlichsten. Reinigungs- und Wartungsarbeiten, Installations- und Reparatur- sowie Bauarbeiten würden Menschen dahingegen größtenteils ohne Unterstützung von KI verrichten.
Dass die KI uns zukünftig Aufgaben abnehmen wird, ist laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) kein Grund zur Sorge. Für Menschen würde damit keine Gefahr zur Arbeitslosigkeit einhergehen. „Seit vielen Jahren wird beschworen, dass uns mit der Digitalisierung die Arbeit ausgeht“, sagte DGB-Chefin Yasmin Fahimi gegenüber dem Handelsblatt. „Das ist offensichtlich Quatsch.“ Vielmehr würde sich die Produktivität durch die KI steigern, was in Zeiten des Fachkräftemangels hilfreich sei. Sie plädiert allerdings dafür: Betriebe und Beschäftigte müssen in der Entwicklung mitgenommen werden und verstehen, welche Technologie auf sie zukommt.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.