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Frühe Fluktuation und die Rolle der Weiterbildung

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Viele deutsche Unternehmen beklagen, dass es schwierig ist, neues passendes Personal zu finden. Doch auch wenn es gelingt, ist nicht sicher, wie lange die Mitarbeitende gehalten werden können. Tatsächlich entscheidet sich mehr als ein Viertel der frisch rekrutierten Beschäftigten hierzulande, spätestens innerhalb von zwölf Monaten schon wieder abzuwandern. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Learning & Development Monitors, eine repräsentative Studie der Lernplattform Studytube. Dafür wurden im Januar dieses Jahres 515 HR-Manager, 362 Führungskräfte und 922 Mitarbeitende aus Organisationen mit über 200 Mitarbeitenden befragt.

HR hält mangelnde Weiterbildung weniger für einen Kündigungsgrund

Die Befragung zeigt, dass sich Führungskräfte und HR nicht einig darüber sind, welche Faktoren bei den Mitarbeitenden zu der frühen Kündigung führen. So gehen die Personalabteilungen primär davon aus, dass die inhaltlichen Erwartungen der Arbeitnehmenden an ihre Aufgabe nicht erfüllt werden. Dagegen sind zwei Drittel (68 Prozent) und damit die meisten befragten Führungskräfte der Meinung, dass die frühzeitige Fluktuation vor allem am Gehalt liegt, gefolgt von anderen Arbeitsbedingungen wie etwa Benefits. An dritter Stelle nennen sie Weiterbildungsangebote (37 Prozent) als Abwanderungsgrund. Auch für ein Drittel der befragten Beschäftigten ist dieser Aspekt ein ausschlaggebender Kündigungsgrund. Bei den Personalverantwortlichen scheint dieses Motiv jedoch weniger präsent zu sein, denn nur 18 Prozent halten es für relevant. Womöglich denken sie, in Sachen Weiterbildung genug zu tun und gut aufgestellt zu sein, denn gut zwei Drittel (68 Prozent) betrachten Weiterbildungsangebote als wichtige Investition in die Mitarbeiterbindung. Auch geben vier von zehn HR-Verantwortlichen (43 Prozent) an, dass sie Mitarbeitende strategisch für neue Aufgabenfelder umschulen, um gewünschte Kompetenzen und Kenntnisse im Unternehmen zu entwickeln und zu verankern. Weitere 30 Prozent sagen, dass sie die Kompetenzen der Belegschaft mit Blick auf den digitalen Wandel langfristig aufbauen.

Mitarbeitende wollen während der Arbeitszeit lernen

Laut Studie sind diese Weiterbildungsstrategien zur Bekämpfung der hohen frühzeitigen Fluktuation aber offenbar nicht wirksam. Allerdings wurde im Rahmen der Befragung nicht erhoben, ob die genannten Maßnahmen auch schon im ersten Jahr nach der Einstellung durchgeführt werden und welche Weiterbildungsangebote den Mitarbeitenden überhaupt im ersten Jahr zur Verfügung stehen. Stattdessen legt die Studie nahe, dass die Beschäftigten zu wenig selbstbestimmt lernen können und deswegen das Unternehmen so früh wieder verlassen: Auf die Frage, welche Rahmenbedingungen sie von ihrem Arbeitgeber erwarten, um sich optimal weiterentwickeln zu können, antworten die meisten Beschäftigten, dass sie während der Arbeitszeit lernen möchten. Erst danach nannten sie motivierende Führungskräfte und ein inhaltlich modernes Lernangebot. Derzeit gibt allerdings lediglich jeder dritte Mitarbeitende (37 Prozent) an, selbst bestimmen zu können, wann er sich weiterbildet. Von den HR-Verantwortlichen glaubt dagegen mehr als die Hälfte (55 Prozent), diese Möglichkeit sei gegeben. Hier scheint es sich um ein Informations- und/oder Kommunikationsproblem zu handeln, es gibt also Handlungsbedarf für Personaler, sich mit Beschäftigten und Führungskräften besser auszutauschen.


Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.