Ältere Menschen halten junge Leute für unzuverlässig und verantwortungsscheu. Gleichzeitig sind die älteren Generationen in den Augen der jungen Kolleginnen und Kollegen oft wenig technikversiert. Solche Vorurteile gibt es in der Arbeitswelt viele – und oft haben sie reale Konsequenzen. Denn unabhängig davon, ob die großen Unterschiede in Bezug auf Einstellungen und Arbeitsweise wirklich bestehen, nehmen viele Menschen trotzdem Generationskonflikte wahr. Eine neue Studie des Jobportals Indeed zeigt beispielsweise, dass viele Führungskräfte lieber mit Gleichaltrigen zusammenarbeiten. Diese Konflikte können die Harmonie in Teams und den langfristigen Erfolg von Unternehmen gefährden, glaubt Frank Hensgens, Geschäftsführer von Indeed DACH.
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Die Umfrage wurde im Mai 2024 vom Meinungsforschungsinstitut Appinio im Auftrag von Indeed durchgeführt. Befragt wurden 500 Führungskräfte im Alter von 25 bis 64 Jahren. Der Altersdurchschnitt lag bei 43 Jahren. Fast die Hälfte der Teams, in denen die Befragten arbeiteten (48 Prozent), bestand aus Millennials.
Millennials arbeiten am liebsten mit anderen Millennials
Intuitiv könnte man vermuten, dass die ältesten Generationen den jüngeren gegenüber weniger aufgeschlossen sind. So einfach ist es aber nicht. Denn die Umfrage zeigt, dass in allen Altersgruppen viele Führungskräfte die Zusammenarbeit mit Kollegen aus der gleichen Generation bevorzugen. Und zwar allen voran die Millennials (Jahrgänge 1981 bis 1996): Mehr als die Hälfte der Führungskräfte dieser Altersgruppe arbeitet am liebsten mit anderen Millennials zusammen. Nur 32 Prozent der Babyboomer (1955 bis 1964) bevorzugen die Zusammenarbeit mit ihrer eigenen Generation; 57 Prozent würden gerne auch mit allen anderen Altersgruppen kooperieren. Bei den Gen-X-Führungskräften (1965 bis 1980) haben 38 Prozent eine Präferenz für Gleichaltrige, bei der Gen Z (1997 bis 2012) sind es immerhin noch 36 Prozent. Außerdem fällt auf: Je jünger die befragten Führungskräfte, desto distanzierter verhalten sie sich gegenüber älteren Angestellten.
Solche Generationen-Vorlieben und der Wunsch, lieber mit einem gleichaltrigen Team zu arbeiten, könnten jedoch zu Problemen führen, warnt Frank Hensgens: „Konflikte zwischen Generationen haben viel mit der Voreingenommenheit, der einen gegenüber der anderen Altersgruppe zu tun. Gerade bei Führungskräften kann das problematisch sein, weil sie als Personalverantwortliche ihre Vorurteile auf die Angestellten projizieren.“
Vorurteile als Ursache für Konflikte
Aber woher kommen diese wahrgenommenen Differenzen und die starken Präferenzen der Millennials für Gleichaltrige im eigenen Team? Die Umfrageergebnisse zeigen, dass eines der großen Spannungsfelder zwischen den Altersgruppen die Wahrnehmung in Bezug auf das Verantwortungsbewusstsein ist: Nur zwei Prozent der Führungskräfte der älteren Generationen, Gen X und Babyboomer, sehen ein starkes Verantwortungsbewusstsein bei der Generation Z. Umgekehrt zweifeln viele junge Führungskräfte an der Effizienz bei der Arbeit und der Bereitschaft älterer Kollegen und Kolleginnen, ihr Wissen weiterzugeben. Dafür wird Generation Z als besonders anpassungs- und innovationsfähig wahrgenommen.
Die unterschiedliche Auffassung von Arbeitsmethoden und -prozessen, gefolgt von unterschiedlichen Vorstellungen über Flexibilität und Work-Life-Balance sowie der Einsatz von Technologie, sind laut der Umfrage Punkte, bei denen die Befragten die meisten Konflikte beobachten. Denn die Gen Z wird oft als Generation wahrgenommen, die flexible Arbeitszeiten und -orte besonders wertschätzt und gleichzeitig mehr Work-Life-Balance möchte – obwohl das verschiedenen Umfragen zufolge auch auf Angehörige anderer Alterskohorten zutrifft.
Generationenvielfalt stärkt Unternehmen
Trotz der wahrgenommenen Unterschiede sei es entscheidend, die Stärken aller Generationen zu nutzen, um ein Unternehmen zukunftssicher zu machen, so die Studienverantwortlichen bei Indeed. Dass der jüngsten Generation Innovationsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit an Veränderungen zugeschrieben werden – Eigenschaften, die für die Zukunft eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung sind. Gleichzeitig bringen ältere Generationen Fachkenntnisse und Eigenverantwortung mit.
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