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Job Crafting: Auf den Leib geschneidert

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Kaum ein HR-Konzept ist so breit beforscht, praktisch umzusetzen und doch, das ist meine Erfahrung aus Trainings und Coachings, so unbekannt wie das Job Crafting. Dabei sollten Personalerinnen und Personaler ein großes Interesse daran haben, das zu ändern.

Doch was ist mit dem Begriff überhaupt gemeint? Job Crafting bedeutet, aus Eigeninitiative heraus die berufliche Rolle stärker an die eigenen Stärken, Werte, Bedürfnisse und Kompetenzen anzupassen. Ein meist informelles Herumschnitzen an der eigenen Stelle, um sie sich mehr auf den Leib zu schneidern – statt das Heil in der Kündigung zu suchen und der höchst ungewissen Hoffnung nachzugehen, dass es anderswo schon besser sei.

Den Job formen

Wer den eigenen Job eher wie aus Wachs betrachtet – „kann man anpassen“ – als aus Beton – „muss man reinpassen“ –, die oder der darf auf viele positive Effekte für sich hoffen. Die Forschung legt nahe, dass Job Crafting die Arbeitszufriedenheit verbessern kann – genauso wie die körperliche Gesundheit, das Verbundenheitsgefühl mit den Kolleginnen und Kollegen, aber auch das Verhältnis zur Führungskraft und das Arbeitgeberimage. Positive Effekte also für Einzelne, Teams und für die Organisationen.

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Konstruktiv positiv

In seiner Kolumne „Konstruktiv positiv“ erklärt Autor und Coach Christian Thiele, wie positive Führung funktioniert.

In meiner Wahrnehmung sind die wenigen, die von Job Crafting überhaupt schon einmal gehört haben, vor allem in der Dienstleistung oder in der Verwaltung tätig. Doch für Beschäftigte auf dem Bau, in der Industrie oder andere „Blue Collar Jobs“ kann Job Crafting besonders wichtig und wirksam sein – da hier oft die Gefahren für die Arbeitssicherheit und die Beeinträchtigungen des Wohlbefindens besonders groß sind.

Die Arbeitssicherheit erhöhen

In einer wissenschaftlichen Untersuchung an dänischen Postzustellern ist bereits ein eigenes Messinstrument für Job Crafting speziell für körperlich Tätige entwickelt worden. Eine weitere Studie an eher gering qualifizierten Lager- und Transportarbeiterinnen und -arbeitern in einem niederländischen Handelsunternehmen hat gezeigt: Das Bewusstmachen der Spielräume, die sich durch Job Crafting ergeben können, und entsprechendes Training dazu können die Arbeitssicherheit signifikant erhöhen, die Erschöpfung durch die Arbeit verringern und den Optimismus gegenüber organisationalen Change-Initiativen stärken.

Ein paar mögliche Beispiele dafür: Wenn Mechaniker mehr Freiheit erhalten zu entscheiden, mit welchen Tools sie diese oder jene Tätigkeit verrichten. Wenn Gabelstaplerfahrerinnen Schulungen auch für Verpacker oder Lageristinnen erhalten, um das große Ganze besser zu verstehen. Oder wenn Monteure mit Rückenproblemen zusätzlich oder alternativ in die Wartung oder die Azubi- Ausbildung gehen, um die körperlichen Belastungen zu variieren und damit zu reduzieren.

Führung und Personalentwicklung sollten Job Crafting fördern. Indem sie sich damit beschäftigen, indem sie es vorleben, indem sie etwa die Jahresgespräche nutzen, um mit den Teammitgliedern das aktuelle Tätigkeitenportfolio zu besprechen und es gegebenenfalls zusammen anzupassen. Dann schnitzen Sie mal schön, für sich und andere – ich wünsche viel Freude und Erfolg dabei!

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