Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

KI als Supertrend – nicht alle ziehen mit

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken

Wie kann menschlichen Potenzial in einer maschinengestützten Welt freigesetzt werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Mercer-Studie „Global Talent Trends 2024″. Führungskräfte sehen danach in KI einen Schlüssel zur Produktivitätssteigerung; die meisten Mitarbeitenden sind aber noch nicht bereit für diese Transformation und auch auf HR warten Aufgaben. Für die Studie wurden mehr als 12.200 Führungskräfte, Personalverantwortliche, Mitarbeitende und Investoren aus 17 Ländern, darunter Deutschland, befragt.

Die Steigerung der Produktivität durch Künstliche Intelligenz steht für Entscheider und Entscheiderinnen aktuell ganz oben auf der Liste. 40 Prozent der Befragten denken, dass generative KI die Produktivität um mehr als 30 Prozent steigern wird. Mehr als jede zweite Führungskraft (58 Prozent) ist jedoch der Meinung, dass sich die Technologie schneller entwickeln wird, als die Belegschaften darauf vorbereitet werden können. Derzeit geht weniger als die Hälfte (47 Prozent) der Führungskräfte davon aus, dass ihr Unternehmen seinen Bedarf an Fachkräften mit dem vorhandenen Talentmodell decken kann. Drei Viertel von ihnen (74 Prozent) sind skeptisch bezüglich der Veränderungsfähigkeit ihrer Beschäftigten und 58 Prozent machen sich Sorgen, dass ihr Unternehmen nicht genug tut, um Mitarbeitende für neue Technologien zu begeistern. Hier wäre ja insbesondere HR gefragt, aber die Studie macht eine deutliche Divergenz zwischen den Ansichten von Vorständen und Personalabteilungen bezüglich dessen aus, was Unternehmen in 2024 voranbringen wird.

Skepsis bei HR bezüglich der Mensch-Maschine-Zusammenarbeit

Es sieht so aus, als würde HR nicht ganz so begeistert oder zügig mitziehen, wenn es darum geht, KI derart stark in den Fokus zu stellen. So befürchten beispielsweise zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Personalverantwortlichen, dass neue Technologielösungen eingeführt werden, ohne die Arbeitsweisen darauf abzustimmen. Auch zeigt sich nur etwas mehr als jeder Vierte (28 Prozent) zuversichtlich, die Zusammenarbeit von Mensch und Technologie zum Erfolg führen zu können.

Die Studienverantwortlichen legen Wert darauf zu betonen, dass der Mensch im Zentrum der Transformation stehen müsse und dass Technologie und menschliche Fähigkeiten optimal zusammenwirken müssten, um die angestrebten Produktivitätsvorteile zu erzielen. Dafür sei jedoch bei HR viel Verständnis für die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf das Business und die dafür benötigten Kompetenzen bei den Mitarbeitenden erforderlich, sagt Michael Eger, Partner bei Mercer Deutschland und zuständig für People Strategies. Außerdem sei auch Vertrauen der Beschäftigten, dass sie Teil dieses Geschäftsmodells seien, notwendig.

Mitarbeitervertrauen muss neu aufgebaut werden

Das Vertrauen der Mitarbeitenden ist jedoch von 2022 auf 2023 zurückgegangen. Dies sei angesichts des Befunds, dass Vertrauen unter anderem das Engagement beeinflusst, ein Warnsignal, heißt es. Die befragten Mitarbeitenden, die ihrem Arbeitgeber vertrauen, das Richtige für sie und gesellschaftliche Stakeholder zu tun, weisen ein höheres Wohlbefinden auf, empfinden ihre Arbeit als sinnvoller und fühlen sich eher zugehörig und wertgeschätzt und sind entsprechend produktiver.

Daher hat die Employee Experience dieses Jahr für die befragten Personalverantwortlichen oberste Priorität. Dazu gehört unter anderem, dass sich Unternehmen um eine faire Bezahlung und gute Karrieremöglichkeiten ihrer Beschäftigten kümmern müssen. Aber auch der Aufbau von Resilienz ist laut den Studienverantwortlichen wichtig, denn vier Fünftel der Mitarbeitenden (82 Prozent) befürchten, in diesem Jahr einen Burnout zu bekommen. Unternehmen müssen daher vorbeugen und die Arbeitsbedingungen entsprechend gestalten. Dabei werde es immer wichtiger, dass HR mit den Verantwortlichen für Digitalisierung und Risikomanagement zusammenarbeite, um den Wandel im erforderlichen Tempo umzusetzen, heißt es. Um die Erwartungen von Unternehmen und Belegschaft zu erfüllen, Silos zu überwinden und digitale Arbeitsweisen einzuführen, planen mit 96 Prozent fast alle befragten Unternehmen für 2024 eine Umgestaltung ihrer HR-Funktionen.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.