Die Ausbildung der Ausbilder, auch bekannt als AdA oder einfach „Ausbilderschein“, spielt eine entscheidende Rolle, um junge Nachwuchskräfte für die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten. Deshalb hat sie auch eine eigene Verordnung: die Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO). Mit ihr soll bundesweit sichergestellt werden, dass Lehrgänge zum Erwerb der Ausbildereignung qualitativ gut sind.
Genau für diese Verordnung gibt es nun einen neuen Rahmenplan, der das lobenswerte Ziel verfolgt, die Ausbilder und Ausbilderinnen noch besser auf ihre anspruchsvolle Rolle vorzubereiten. Er soll sicherstellen, dass Ausbildende nicht nur über rechtliches und theoretisches Fachwissen verfügen, sondern auch über pädagogische Kompetenzen, um ihre Schützlinge bestmöglich zu fördern und zu begleiten. Ein wichtiger Schritt, um die duale Ausbildung weiter zu stärken und die Fachkräfte von morgen fit für die Herausforderungen der Arbeitswelt zu machen.
Das sind wichtige und richtige neue Elemente
Inhaltlich neu ist unter anderem, dass Ausbilder und Ausbilderinnen über Themen wie Diversity, Digitalisierung und Nachhaltigkeit informiert werden sollen. Dies ist ein überfälliger Schritt, um Ausbildende für die Vielfalt der Auszubildenden zu sensibilisieren und sie auf die digitale Transformation in der Arbeitswelt vorzubereiten. Schließlich sind diese Aspekte in der modernen Berufswelt von hoher Relevanz und dürfen nicht vernachlässigt werden.
Ein weiterer positiver Ansatz des neuen Rahmenplans liegt darin, dass die Handlungskompetenzen der Ausbildenden gefördert werden sollen. Neben der reinen Wissensvermittlung sollen Ausbilder künftig auch lernen, ihre Ausbildungssituationen besser zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. Dadurch sollen sie sich aktiv mit der eigenen Lehrtätigkeit auseinandersetzen, wodurch der Ausbildungsprozess kontinuierlich verbessert werden kann.
Hier gibt es Verbesserungspotenzial
Allen neuen Inhalten – insbesondere den neuen Ausbildungsmethoden – stimme ich zu und freue mich über die Aktualisierung. Allerdings muss bei aller Freude über die Änderungen auch erwähnt werden, wo es beim AEVO noch Verbesserungspotenzial gibt. So ist bisher kein expliziter Teil der Ausbildung zu Ausbilder, wie man am besten mit Konflikten unter Azubis umgeht. Wie man Konflikte durch eine gute Gesprächsführung lösen kann, wird wenn dann nur theoretisch kurz behandelt. Auch werden den Ausbildenden zu wenig Hilfsmittel an die Hand gegeben, um mit der Veränderung ihrer eigenen Rolle umzugehen. Wenn Sie zum Ausbilder oder zur Ausbilderin werden, lassen sie ihre Rolle als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin los und treten in die einer Führungskraft, auch wenn sie diesen Titel nicht immer offiziell tragen. Das ist eine Umstellung, die es zu begleiten gilt.
Wie qualitativ hochwertig die Qualifizierungsangebote für Ausbildende sind, ist zudem weiterhin stark abhängig von den Lehrenden der Kurse zum „Ausbilderschein“ sowie der eingesetzten Methoden. Eine Qualifizierungsmaßnahme kann zwischen 90 und 115 Stunden beinhalten und es besteht Offenheit, inwiefern ein Mix aus synchronen (Präsenzseminar, Live-Webinar) als auch asynchronen Formaten (Selbstlernphase mit Videos et cetera). So kann es weiterhin starke Qualitätsschwankungen bei der Ausbildung der Ausbilder geben. Allerdings ermöglicht es die Gestaltungsfreiheit der Kurse auch, sich stark auf die doch heterogene Zielgruppe der Anwärter und Anwärterinnen auf das Amt der Ausbildenden einzustellen.
Aus eigener Erfahrung und zahlreichen Berichten von Ausbildenden höre ich, dass die Kurse trotz der Orientierung an den Inhalten der AEVO sowie der Prüfungsvorbereitung stark vom Dozenten oder der Dozentin als auch den Methoden des Kurses abhängt.
Mehr Praxisbezug nötig
Viele sind ehemalige Ausbildende oder Ausbildungsberatende der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Ausbildungsleitungen, die die Inhalte mit Erfahrung füttern können. Jedoch fehlt ihnen weiterhin häufig der pädagogische Hintergrund, wie man die Inhalte vermittelt. Deshalb werden Themen wie Gesprächsführung, Lernmethoden und Führung viel zu oft nur theoretisch behandelt, aber es wird nicht geübt und trainiert. Nur weil sie fachlich gute Ausbildende waren, heißt es daher noch nicht, dass sie dieses Wissen gut weitergeben können. Ebenso wie ein guter Fußballer, noch lang kein guter Fußballtrainer ist.
Ich hätte mir daher erhofft, dass die Neuerung der AEVO auch mit sich zieht, dass AEVO-Dozenten und -Dozentinnen ausgebildet werden oder es zumindest ein paar Qualitätsstandards gibt, die festhalten, was die Dozenten und Dozentinnen mitbringen müssen. Ein Problem sind auch die nicht vorhandenen Gelder, die für die Erstellung und Durchführung solcher Kurse in die Hand genommen werden. So kann den Teilnehmenden auch meist weniger geboten werden. Praktische Erfahrung mit den genannten Themen und die pädagogische Expertise sind bei den Dozentinnen und Dozenten oftmals nur rudimentär vorhanden und die Bildungsträger sind froh, dass es überhaupt Dozenten sowie Dozentinnen gibt, die nebenbei in den Abendstunden oder am Wochenende diese Kurse geben.
Neben der dringenden Aktualisierung der Inhalte hätte ich mir zudem gewünscht, dass in der Ausbildung für Ausbilder der Fokus mehr auf die Praxis gelegt wird und mehr Zeit für Üben sowie praxisnahes Vermitteln aufgewandt wird. Das ist leider nicht der Fall.
Stattdessen liegt der Fokus weiterhin darauf, dass angehende Ausbildende Theorien und rechtliche Rahmenbedingungen verstehen und auf ihre praktische Prüfung vorbereitet werden. Damit sagt ein Bestehen oder Nicht-Bestehen der Prüfung weiterhin leider auch nichts über die Qualität des Ausbildenden aus. Hier wird eher gemessen, ob die Person auf die Prüfung vorbereitet wurde und ein spannendes Thema für die Prüfenden ausgewählt hat.
Abschließend bleibt zu sagen: Die Aktualisierung der AEVO hilft dabei, Ausbildungen für Ausbilder zu standardisieren und wichtige Inhalte an die meist fachfremden Anwärter oder Anwärterinnen auf das Ausbildendenamt zu vermitteln. Das sollte jedoch nur der Anfang sein. Ein Betrieb sollte daher die Ausbildenden durch weitere Möglichkeiten des Ausprobierens und es Lernens wie zum Beispiel Workshops zu Generation Z, Führung und Gesprächsführung unterstützen.