Herauszufinden, was die Generation Z von Unternehmen erwartet, hat in den vergangenen Jahren viele Personalverantwortliche beschäftigt. Die Nachfolgegeneration „Generation Alpha“, die im Begriff ist, in den Arbeitsmarkt einzutreten, wird meiner Meinung nach für mindestens genauso viel Gesprächs und Diskussionsstoff sorgen. Zu dieser Generation werden die Personen gezählt, die nach 2010 geboren sind.
Sollte sich HR mit Generationen befassen?
Im Diskurs um die Werte, die die Generationen mutmaßlich teilen sowie um die damit verbundene Frage, welche Angebote Unternehmen ihnen machen müssen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, teilen sich die Lager. Das eine Lager gruppiert die Generationen meist in Altersabschnitte von 15 Jahren ein. Laut den Vertretern und Vertreterinnen dieses Lagers unterscheiden sich die Altersgruppen oft durch ein unterschiedliches Wertesystem, das die meisten in der jeweiligen Altersgruppe teilen.
Doch an dieser Betrachtungsweise wird zunehmend Kritik von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie von Personalerinnen und Personalern geübt. Gestützt wird diese Kritik durch Studien, die zeigen, dass die Werte nicht nur exklusiv in bestimmten Altersgruppen geteilt werden, sondern über Altersgruppen hinweg. Menschen ticken eben nicht gleich, nur weil sie derselben Generation angehören.
Vielmehr sind es bestimmte Phänomene, die Menschen in Phasen ihres Lebens prägen und die unterschiedliche Wertesysteme schaffen, die grundsätzlich einheitlicher in einer Generation auftreten. Eine Massenarbeitslosigkeit wie in den 90er-Jahren prägt eine Jugend in Bezug auf Arbeit und dem, was sie von der Zukunft erwartet, ebenso, wie eine Pandemie.
Wann ist eine Einteilung in Generationen sinnvoll?
Eine Gruppierung in Generationen ist hilfreich, um bestimmte Werte zu erkennen und mögliche Konflikte – etwa zwischen Jung und Alt – zu verstehen. Zum einen dient eine Unterteilung in Generationen dabei, anzuerkennen, dass es unterschiedliche Werte gibt und zum anderen, zu überprüfen, ob das Klischee über eine Generation wirklich passt.
Häufig fällt auf, dass die Zuschreibungen zu einer Generation auch eine Vorverurteilung sind oder positive Zuschreibungen aufdecken (beispielsweise digital affin, selbstbewusst, Interesse an Gesundheit). Wir sprechen hier also von einer unbewussten Voreingenommenheit (Unconscious Bias), die man ohne eine Einordnung in Generationen einfach der „Jugend“ zugeordnet hätte. So oder so handelt es sich hierbei um einen Beurteilungsfehler à la „Alle jungen Menschen sind faul.“ Oder „Kennste einen Azubi – kennste alle“. Die Diskussion über die Werte eine Generation hilft hier die Voreingenommenheit aufzudecken und anhand von konkreten Beispielen zu schauen, was Klischee und was Wertesystem ist.
Was unterscheidet Generationen voneinander?
Der Großteil unseres Wertesystems entwickelt sich im Alter von 11 bis 15 Jahren und damit in der Jugend. Alle Ereignisse, die auf eine Person in dieser Zeit einprasseln, bilden ihr Weltbild und damit ihr Wertesystem. Einflüsse sind das Elternhaus, die Schule, soziologische Rahmenbedingungen und auch die gesellschaftlichen Entwicklungen. Im weitesten Sinn kann man sagen, dass die Generationen immer ein Symptom der Gesellschaft sind.
Eine halbwegs valide Aussage dazu zu treffen, wie die Generation Alpha beim Eintritt in den Arbeitsmarkt ticken wird, ist, Stand jetzt, nicht möglich. Denn erste Vertreterinnen und Vertreter der Altersgruppe sind gerade erst in ihrer Jugendzeit angekommen und ihr Wertesystem ist noch nicht ausgebildet. Das Einzige, was wir sagen können, ist: Sie werden wohl einen noch intuitiveren Zugang zu digitalen Medien haben als die älteren Generationen. Auch Chatbots, KI und 3D-Druck werden für sie Standard sein.
Also ja: Bei Berichten über die Generation Alpha bin ich aus den genannten Gründen zurückhaltend und halte es für Marketingsprech. Die Diskussion über unterschiedliche Wertesysteme halte ich jedoch für sehr sinnvoll und bin gespannt, was uns bei der Generation Alpha in ein paar Jahren erwartet.