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So verändert Storytelling das E-Learning

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Frage an die HR-Werkstatt: Wie kann Storytelling das E-Learning verändern?
Es antwortet: Barbara Baisi, Vice President Learning Product bei lawpilots.

Gute Geschichten begeistern uns alle. Wir hängen an den Lippen des Erzählers, fiebern mit den Charakteren mit und lassen uns mitreißen. Auch beim E-Learning können Storytelling-Ansätze bei der Vermittlung der Inhalte helfen. Lerninhalte zu eher trockenen Themen wie Datenschutz oder Compliance können schnell abschreckend wirken und bei den Mitarbeitenden wenig Begeisterung hervorrufen. Doch mit Storytelling ist das anders: So lassen sich komplexe Themen und jeder Schulungsinhalt, eingebettet in eine spannende Geschichte, verständlich, einprägsam und vor allem mit mehr Spaß vermitteln. Besonders E-Learnings bieten hier zahlreiche Möglichkeiten, um das Storytelling abwechslungsreich, multimedial und interaktiv zu gestalten.

Menschen lieben Geschichten

Das Prinzip, Informationen in Form einer Geschichte zu vermitteln, dürfte so alt sein wie die menschliche Kommunikation selbst. Im Alltag umgeben wir uns ständig mit Geschichten, sei es in Form von Kinofilmen, Romanen oder wenn wir Mitmenschen unsere neuesten Erlebnisse mitteilen.

Storytelling kann aber zu mehr als zu Unterhaltungszwecken dienen: Auch in der Didaktik haben sich Geschichten etabliert, um Informationen so zu vermitteln, dass sie so lange wie möglich im Gedächtnis von Rezipienten bleiben.

Storytelling in E-Learnings

Auch bei Schulungen gilt: Sind Inhalte in einer Geschichte verpackt, fällt es Lernenden leichter, sie aufzunehmen, zu verarbeiten und sich zu merken. Schulungen für Mitarbeitende in Unternehmen behandeln oft komplexe Themen, wie sie im Arbeitsalltag vorkommen. Hierzu gehören beispielsweise der Umgang mit personenbezogenen Daten oder Erkennen und Reagieren auf Phishing-Angriffe.

Anders als bei Präsenzschulungen fällt bei E-Learnings die direkte Kommunikation mit Lehrpersonen weg, eine Interaktion zwischen Lehrendem und Lernendem findet nicht statt: Mimik, Gestik und spontaner Austausch über ein Thema helfen aber dabei, Inhalte zu vermitteln. Darüber hinaus können Lernende sofort Fragen stellen, sollten sie ein Thema oder einen Aspekt nicht verstanden haben. E-Learnings stehen hier vor der Herausforderung, Inhalte so verständlich zu vermitteln, dass Rückfragen gar nicht erst aufkommen. Zusätzlich zur Komplexität der Themen sollen E-Learnings diese Inhalte innerhalb kurzer Zeit vermitteln, um Lernende nicht zu langweilen.

Bei all diesen Voraussetzungen hilft Storytelling dabei, Lerninhalte möglichst einfach und einprägsam zu gestalten und die Lernenden zu motivieren und aktiv einzubinden.

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Eine gute Story macht noch kein gutes E-Learning

Damit eine Story für ein E-Learning gelingt, sollte sie natürlich interessant sein. Es bedarf aber noch einiger anderer Faktoren. Eine gute Story muss zum Beispiel folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Sie muss dem Erreichen der Lernziele dienen und darf nicht Selbstzweck sein. Die Geschichte sollte in jedem Fall das Vehikel darstellen, das einen Sachverhalt transportiert. E-Learnings, die eine Geschichte erzählen, nur weil sie gut ist, verfehlen deshalb ihr Ziel.
  • Zudem sollte die Story zum vermittelten Inhalt passen beziehungsweise Inhalte unterstützen. E-Learnings, bei denen ausgefallene Szenarien die Informationen transportieren, lenken zu sehr ab und bieten Inhalten zu wenig Platz.

Gute E-Learnings haben in ihren Stories einen roten Faden, der sich durch die einzelnen Lektionen zieht. Zudem ist sie einfach beziehungsweise schnell verständlich. Schließlich sollen Lernende den Inhalt verstehen, den die Geschichte transportiert und nicht bei der Geschichte selbst rätseln.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Relevanz der Geschichte für den oder die Lernende: Wenn es für die Lernenden schwierig ist, einen Bezug zwischen der Story und ihrem eigenen Alltag herzustellen, ist das dem Lernerfolg nicht förderlich. Im Gegenteil führt das unter Umständen sogar dazu, dass die Lernenden desinteressiert oder frustriert sind und schnellstmöglich hinter sich bringen wollen oder sogar abbrechen.

Das macht gutes Storytelling in einem E-Learning aus

Gute Anbieter für Online-Schulungen entwickeln Settings, Handlungen und Charaktere, mit denen sich Lernende leicht identifizieren können.

Auf diese Weise wird eine Top-Down-Didaktik oder gar die klassische Frontallehre vermieden. Stattdessen sprechen die E-Learnings Lernende auf Augenhöhe an und begleiten fiktive Charaktere durch die Handlung der Story. Dabei erleben und entdecken sie die Lerninhalte nach und nach.

Besonders wichtig ist in diesem Kontext auch die Gamification, also die Anreicherung der Schulung mit spieltypischen Elementen wie beispielsweise Belohnungen, Videos, kleinen Spielen oder interaktiven Grafiken. Da Mitarbeitende über unterschiedliches Vorwissen zu bestimmten Themen verfügen, sollten sich E-Learnings daran orientieren: Je nach Vorwissen erkunden Lernende unterschiedlich ausführliche und anspruchsvolle Wege durch die Handlung. Das E-Learning kann sich auf diese Weise den Bedürfnissen oder dem Kenntnisstand anpassen, ohne dass die Story gebrochen oder verlassen wird – und ohne dass sich Lernende langweilen.

Bei einem E-Learning zur Cybersicherheit beispielsweise werden Inhalte im Rahmen einer fingierten Cyber-Attacke vermittelt: Ein solcher Angriff an sich ist schon spannend und dient als Story, um das richtige Verhalten bei solchen Vorfällen zu transportieren. Mitarbeitende lernen so komplexe oder abstrakte Themen anhand eines praktischen, anschaulich erzählten Beispielszenarios, wie es im Alltag vorkommen kann.

Fazit

E-Learnings sind mehr als bloßes Auswendiglernen und Multiple-Choice-Tests. Unternehmen haben erkannt, dass Storytelling ein effektives Mittel ist, um Lerninhalte nachhaltig zu vermitteln und Lernende zu motivieren. Dabei ist es wichtig, dass die Story dem vermittelten Inhalt dient und nicht Selbstzweck ist, einfach und schnell verständlich ist und eine Relevanz für den oder die Lernende hat. Gute E-Learning-Anbieter setzen auf Identifikationsfiguren und Gamification, um Lernende auf Augenhöhe anzusprechen und je nach Vorwissen individuelle Lernwege anzubieten.

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