Weil die Unternehmen in Europa immer mehr Probleme haben, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit den passenden Qualifikationen zu finden, haben Personalabteilungen ihre Strategien im Vergleich zum vorherigen Jahr neu ausgerichtet. Das zeigt die Studie „HR Realities 2022“, die die Fosway Group im Auftrag des HR-Softwareunternehmens Cegid durchgeführt hat. Dafür wurden von Mai bis September 2022 insgesamt 311 HR-Entscheiderinnen und -Entscheider in Europa befragt.
Die technologische Entwicklung schreite so schnell voran, dass die Entwicklungsfähigkeit der Beschäftigten wichtiger sei denn je, heißt es in der Studie. Auch habe die begrenzte Verfügbarkeit von Qualifikationen die strategische Personalplanung zu einem Hebel für den Erfolg der Personalabteilung gemacht. Daher müsse HR eine neue Sicht auf Arbeit an sich einnehmen. 95 Prozent und damit fast alle befragten HR-Verantwortlichen stimmen der Aussage zu, dass die Bewältigung von Qualifikationslücken wichtig ist, um ihr Unternehmen zukunftssicher zu gestalten.
Auch Employee Experience ist wichtiges HR-Thema
Was die wichtigsten konkreten Prioritäten von HR betrifft, so hat sich gegenüber der letzten Befragung auf den ersten vier Rängen insgesamt nichts geändert. Auf Platz eins und zwei der Top-Prioritäten stehen nach wie vor die Ziele, eine lernende Organisation zu sein sowie bessere Führung und besseres Management; je gut ein Drittel (35 Prozent) der HR-Verantwortlichen gibt dies an. Auf der Rangskala folgen die Aufgaben, als HR-Organisation strategischer Business-Partner zu sein (33 Prozent) und das Mitarbeiterengagement zu verbessern (31 Prozent). Andere Prioritäten sind jedoch stärker nach vorne gerückt: So steht nun das Re- und Upskilling der Beschäftigten (27 Prozent) auf Platz fünf und auch die folgenden Aufgaben haben im Vergleich zum Vorjahr eine größere Bedeutung bekommen: Verbesserung der Mitarbeiterbindung (25 Prozent), Erleichterung der digitalen Transformation (24 Prozent), effektiveres Recruiting (23 Prozent) und Behebung des Talentmangels (22 Prozent).
Einen weiteren Schwerpunkt legt die Studie auf das Thema Employee Experience. Die befragten Personalverantwortlichen bewerten das Thema als sehr wichtig für den Erfolg ihrer Arbeit. Etwa die Hälfte der Befragten (52 Prozent) schätzt die Employee Experience in ihrer Organisation derzeit als gut oder exzellent ein, die restlichen 48 Prozent bewerten sie als durchschnittlich oder schlecht. Um die Mitarbeitererfahrung zu verbessern, planen 56 Prozent für dieses Jahr, Ansätze für flexibles Arbeiten voranzutreiben. Außerdem wollen 49 Prozent die Vielfalt und Chancengleichzeit stärken und 48 Prozent haben vor, die Karrierewege ihrer Beschäftigten auszubauen.
Abgesehen von den geplanten Initiativen, die die Mitarbeitererfahrungen verbessern sollen, haben die Personalverantwortlichen weitere Faktoren ausgemacht, die dieses Jahr aus ihrer Sicht für den künftigen Erfolg ihrer Abteilung am wichtigsten sind und auf die sie ein besonderes Augenmerk legen wollen: Gut zwei Drittel (68 Prozent) stellen Leadership and People Management in den Fokus, dicht gefolgt von Change Management (64 Prozent). Außerdem wollen sie ihre Aktivitäten in den Bereichen Business Consulting (45 Prozent), Coaching 44 Prozent) und Strategic Workforce Planning (42 Prozent) verstärken.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.