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Was HR zum Ausbildungsbeginn richtig machen muss

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Das Problem ist bekannt: Die Abbruchzahlen von Ausbildungen steigen stetig an. Laut dem letzten Berufsbildungsbericht erreichte die Vertragslösungsquote von Auszubildenden die Rekordhöhe von 29,5 Prozent. Demnach beendet fast jeder dritte Azubi den Ausbildungsvertrag vorzeitig. Die Gründe sind vielfältig: Dazu gehören eine mangelnde Berufsorientierung, die Entscheidung für ein Studium, andere Vorstellungen über Inhalte und Rahmenbedingungen der Ausbildung, aber auch immer die Atmosphäre und Zusammenarbeit

Die wichtigsten Zutaten für einen guten Start

Der Ausbildungsstart und die ersten Monate entscheiden über den zukünftigen Erfolg sowohl der Auszubildenden als auch des Unternehmens. Verschiedene Aspekte sind für die ersten Wochen und Monate hierbei hervorzuheben.

1. Strukturiertes Onboarding
Ein strukturierter und gut durchdachter Onboarding-Prozess ist das Fundament, auf dem die gesamte Ausbildung aufbaut. Hierbei geht es nicht nur um die Vermittlung von grundlegenden Informationen und die Erledigung organisatorischer Formalitäten. Vielmehr sollte der Fokus darauf liegen, den neuen Auszubildenden das Gefühl zu geben, willkommen zu sein und einen sinnvollen Beitrag zum Unternehmen leisten zu können.

Eine gelungene Einführung besteht aus mehreren Komponenten. Diese reichen von der ersten Begrüßung über die Vorstellung des Unternehmens und der Kollegen bis hin zur Vermittlung der grundlegenden Arbeitsprozesse und der Unternehmenskultur. Der Onboarding-Prozess sollte die neuen Azubis auch dabei unterstützen, sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden und erste Erfolgserlebnisse zu sammeln. Dies stärkt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern fördert auch die Identifikation mit dem Unternehmen. Interaktive Teambuilding-Workshops, Umgang mit dem Kunden wie auch Ausflüge sind Möglichkeiten, um diese Ziele zu erfüllen. Wenn die Auszubildenden zu Hause oder im Freundeskreis erzählen „Ich habe mich richtig entschieden“ – dann hat man alles richtig gemacht.

2. Mentoring und individuelle Betreuung
Besonders in den ersten Wochen und Monaten der Ausbildung ist eine enge Betreuung unerlässlich. Erfahrene Mitarbeitende können als Mentoren für die persönliche Entwicklung und Vernetzung im Unternehmen fungieren. Auszubildende und dual Studierende höherer Lehrjahre sollten die Rolle als Paten annehmen, die die Auszubildenden von Tag eins an begleiten und sie – neben der Klärung von fachlichen Fragen – auch bei persönlichen Herausforderungen unterstützen. Einige Unternehmen binden ältere Auszubildende daabei gezielt ein und schulen sie für Patenprogramme für Auszubildende, aber auch für Praktikanten.

3. Klare Ziele und Erwartungen kommunizieren
Für einen erfolgreichen Start in die Ausbildung ist es unerlässlich, dass die Auszubildenden von Anfang an wissen, was von ihnen erwartet wird. Hierbei geht es nicht nur um die Vermittlung der Ausbildungsinhalte, sondern auch um die Definition klarer, erreichbarer Ziele. Azubis sollten wissen, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf sie zukommen und wie ihr Erfolg im Unternehmen gemessen wird. Dazu gehören die Anforderungen und Erwartungen der Ausbildungsbeauftragten in den Fachabteilungen. Außerdem sollten die jungen Menschen wissen, nach welchen Kompetenzbereichen sie im Entwicklungsbogen beurteilt werden und wie sie einen guten Eindruck machen können. Ein regelmäßiges Feedback zu den Fortschritten ist hierbei genauso wichtig wie die Möglichkeit, Fragen zu stellen und eigene Ideen einzubringen.

4. Soziale Integration und Teambuilding
Wie die soziale Integration in das Unternehmen gelingt, entscheidet über  Motivation und  Wohlbefinden der jungen Menschen. Ein starkes Teamgefühl und ein gutes Betriebsklima tragen wesentlich dazu bei, dass sich Auszubildende schnell einleben und langfristig wohlfühlen. Gerade zu Beginn der Ausbildung sind dafür die Interaktion mit den anderen Auszubildenden des gleichen Lehrjahres, aber auch der höheren Lehrjahre von zentraler Bedeutung. Gemeinsame Aktivitäten, Teambuildingmaßnahmen und regelmäßige soziale Veranstaltungen können helfen, den Zusammenhalt zu stärken und eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

5. Individuelle Förderung und Weiterbildungsmöglichkeiten
Jeder Auszubildende bringt unterschiedliche Stärken, Schwächen und Interessen mit. Um das volle Potenzial jedes Einzelnen auszuschöpfen, sollte die Ausbildung daher nicht nach dem Prinzip „One size fits all“ gestaltet werden. Stattdessen ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse der Azubis zu erkennen und gezielt zu fördern. Regelmäßige Entwicklungsgespräche von Ausbildenden, in denen die Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten der Auszubildenden besprochen und individuelle Fördermaßnahmen festgelegt werden, sollten nicht nur am Ende eines Einsatzes in der Fachabteilung geführt werden. Die Förderung von Auszubildenden kann auch durch interne oder externe Seminare, die Übertragung besonderer Projekte oder die Unterstützung bei der persönlichen Weiterentwicklung geschehen. Einige Ausbildungsbetriebe bieten überdies freiwillige, zusätzliche Weiterbildungsprogramme für Auszubildende an.

6. Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe
Eine offene und transparente Kommunikation ist das A und O einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Dies gilt besonders für die Ausbildung, in der junge Menschen oft noch unsicher sind und sich in einer neuen, ungewohnten Umgebung zurechtfinden müssen. Man sollte davon ausgehen, dass dies in allen Unternehmen Status quo ist. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der Umgang mit Auszubildenden teilweise noch immer hierarchisch und ruppig ist. Manche Ausbildende führen ihre Nachwuchskräfte mit strenger Hand und mit einem Umgangston, der nicht immer gut ankommt.

Insgesamt sollten Probleme und Herausforderungen frühzeitig angesprochen und gemeinsam Lösungen erarbeitet werden. Auch das Feedback der Azubis sollte ernst genommen und in die Weiterentwicklung des Ausbildungsprozesses einbezogen werden.

7. Die Rolle von HR als strategischer Partner
HR sollte nicht nur eine unterstützende Rolle bei der Ausbildung spielen, sondern auch als strategischer Partner und Verbindungsglied zum Unternehmen agieren. Schließlich ist die Ausbildung neuer Mitarbeitender eine Investition in die Zukunft des Unternehmens und sollte entsprechend ernst genommen werden.

In Zusammenarbeit zwischen HR und den Fachabteilungen sollte sichergestellt werden, dass die Ausbildung den individuellen Anforderungen des Unternehmens gerecht wird und die Auszubildenden optimal auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet werden. Dies erfordert eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte und -methoden sowie eine enge Abstimmung mit den betrieblichen Zielen und Strategien. Gleichzeitig sollte HR aber auch darauf hinwirken, dass Auszubildende eine realistische Vorstellung davon bekommen, welche Anforderungen und was für eine Arbeitsatmosphäre sie nach der Ausbildung im Unternehmen erwarten können.

Fazit

Der Start in die Ausbildung ist eine entscheidende Phase, die über den weiteren Verlauf und den Erfolg der gesamten Ausbildungszeit entscheidet. HR und Ausbildungsleitung tragen die Verantwortung dafür, dass dieser Start gelingt und die Auszubildenden von Anfang an die bestmögliche Unterstützung erhalten. Dies erfordert eine sorgfältige Planung, enge Betreuung und eine offene, wertschätzende Kommunikation.

Durch ein positives Arbeitsklima, die gezielte Förderung der individuellen Stärken und die Einbindung der Auszubildenden in das Unternehmen können HR und Ausbildungsleiter maßgeblich dazu beitragen, dass die neuen Mitarbeitenden nicht nur erfolgreich ausgebildet werden, sondern sich auch langfristig mit dem Unternehmen identifizieren. So wird die Ausbildung zu einem Erfolg für beide Seiten – für die Auszubildenden und für das Unternehmen.

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