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Gamescom 2024: Ran an den IT-Nachwuchs

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Der Fachkräftemangel in Deutschland ist drängender denn je, und das besonders im Bereich der IT.  Bitkom Research beziffert die aktuelle IT-Fachkräftebedarf mit über 1,2 Millionen Stellen und prognostiziert eine stetige Steigerung bis 2040. Auf der Suche nach den IT-Spezialistinnen und -Spezialisten darf keine Chance ausgelassen werden, sie in ihrem natürlichen Habitat anzusprechen. Kaum eine Messe bietet sich dafür mehr an als die Gamescom, die seit 2009 in den Hallen der Koelnmesse in Deutz stattfindet  – nach eigenen Angaben die „weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele“. Zwar hat der Veranstalter, wie so viele, seit der Pandemie mit sinkenden Zahlen zu kämpfen, doch zählte die Messe 2023 immerhin 320.000 Besucherinnen und Besucher.

Gaming ist schon lange kein Nischenhobby mehr. Der Jahresreport der deutschen Games-Branche 2023 gibt an, dass sechs von zehn Menschen in Deutschland im Alter von 6 bis 69 Jahren Computer- und Videospiele spielen. Fast die Hälfte davon sind Frauen. Und es sind nicht nur die jungen Menschen, die zocken: Der Altersdurchschnitt von Gamerinnen und Gamer liegt laut dem Bericht bei 37,9. Unternehmen haben längst erkannt, dass es unter Gamerinnen und Gamer viele IT-Begeisterte und gibt. Laut dem Report „Gaming World of 2024“ der Manpower Group wollen 65 Prozent der befragten Arbeitgeber zukünftig Spielerfahrungen bei Bewerbungen berücksichtigen. Auf der Gamescom tummelt sich also nicht nur der potenzielle junge Nachwuchs, sondern auch die tendenziell IT-affinen, mitten im Berufsleben stehenden Fachkräfte, die es an- und abzuwerben gilt.

Recruitingmesse unter Gamern

Um diese anzusprechen, wurde bei der Gamescom eine ganze Halle mit dem Namen „Gamescom Campus + Gamescom Jobs& Career“ eingerichtet. Kooperationspartner ist das Mediahaus Heise, das den Bereich als „Fachkonferenz und Recruitingmesse auf der gamescom“ ausflaggt. Wer sich nach Gamepräsentation und Merchandise-Shopping dort auf der Suche nach einem neuen IT-Job macht, kann direkt vor Ort kostenlos Bewerbungsfotos machen, seinen Lebenslauf überprüfen lassen und Bewerbungsgespräche führen.

Unter anderem ist dort der deutsche Geheimdienst BND präsent, wie die F. A. Z. berichtet. Die anwesenden Mitarbeitenden tragen keine Namensschilder. Sie erzählen Besucherinnen und Besuchern, wie Behördensprecherin Julia Linner der F.A.Z. gegenüber angab, „sehr praxisnah aus dem Arbeitsalltag.“ Interessierte können unter anderem an den bereitgestellten Rechnern Spionagespiele ausprobieren.

Auch die Bundeswehr ist vor Ort

Ebenso vor Ort ist die Bundeswehr, die mit dieser Rekrutierungsstrategie bei der Digitalkonferenz re:publica bereits 2018 für Aufruhr im Netz gesorgt hatte: Gründer Markus Beckendahl schloss damals uniformierte Recruiterinnen und Recruiter von der Veranstaltung aus. Auf der Gamescom 2024 präsentiert sich die Bundeswehr allerdings mit neuem, groß aufgezogenem Messestand. Auch hier gibt es Spiele und Berichte aus dem Arbeitsalltag – in Uniform. „Die Karriereberatung der Bundeswehr ist mit einem großen Team vor Ort und informiert Besuchende über Karrierechancen, Ausbildungsberufe und Studienmöglichkeiten bei der Bundeswehr“, heißt es auf der Bundeswehr-Webseite.

Die Liste der rekrutierenden Unternehmen und Behörden ist lang: Vertreten sind unter anderem die Rüstungsunternehmen Rheinmetall, der Elektronikkonzern Thales, das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Polizei NRW, die Steuerverwaltung Rheinland-Pfalz und die Deutsche Rentenversicherung. Die Aufstellung wundert nicht: Allein im öffentlichen Dienst werden bis 2030 laut einer McKinsey-Prognose von 2023 rund 140.000 IT-Fachkräfte fehlen.

Angela Heider-Willms verantwortet die Berichterstattung zu den Themen Transformation, Change Management und Leadership. Zudem beschäftigt sie sich mit dem Thema Diversity.