Aktuell ist es nicht leicht, Azubis zu finden. Deshalb beschäftigen sich unterschiedlichste Studien mit der Frage, wie die „Generation Azubis“ tickt und was sie von einer Ausbildung überzeugt. Eine der größten im deutschsprachigen Raum ist die Studie „Azubi-Recruiting Trends“ vom Beratungsunternehmen u-Form Testsysteme. An ihr nehmen jährlich mehr als 60.000 Schülerinnen und Schüler, Azubis und Ausbildungsverantwortliche teil. Ausbilder und Ausbilderinnen können in diesem Jahr bis zum 31. März von ihren Herausforderungen und Best Practices bei der Ausbildungsbetreuung berichten – und im Juni 2025 die Ergebnisse dazu ansehen.
Der Job der Ausbilderinnen und Ausbilder ist momentan herausfordernd, denn der Azubi-Markt hält einige Schwierigkeiten bereit. Laut Nationalem Bildungsbericht 2024 wollten in den vergangenen Jahren immer weniger Menschen eine Ausbildung machen, viele entschieden sich stattdessen für ein Studium. Dieser Trend hat sich 2023 erstmals wieder leicht gedreht. Von 2022 auf 2023 wurde ein Plus von 17.000 auf 552.000 Bewerbenden verzeichnet. Gleichzeitig haben die wirtschaftlichen Krisen und die Pandemie dafür gesorgt, dass die Unternehmen weniger Ausbildungskapazitäten haben. Vor allem in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) wird weniger ausgebildet. Auf Basis dieser beiden Entwicklungen überstieg die Nachfrage an Ausbildungsplätzen 2023 erstmals wieder das Angebot. Was sich auf den ersten Blick gut für die Arbeitgeber anhört, ist es auf den zweiten Blick nicht. Denn in vielen Fällen gibt es ein Passungsproblem.
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Holen Sie sich Tipps rund um das Thema Ausbildung in unserer Kolumne “Wie Ausbildung gelingt”. Sie wird von Anna Schoppen und Miriam Schöpp vom KOFA Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V geschrieben.
Was hat es mit den Passungsproblemen auf sich?
Laut einer Untersuchung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) waren 2023 rund 73.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. 35 Prozent der Betriebe in der Branche hatten keine einzige Bewerbung auf ihren Ausbildungsplatz erhalten. Gleichzeitig hatten 63.700 junge Menschen bis Ende September noch keinen Ausbildungsplatz gefunden. Unternehmen und der junge Nachwuchs finden folglich in vielen Fällen nicht zusammen. Wie der nationale Bildungsbericht 2024 zeigt, können die Gründe dafür unterschiedlicher Natur sein. Zum einen kann der Beruf als wenig attraktiv wahrgenommen werden, zum anderen kann der konkrete offene Ausbildungsplatz für den Ausbildungsinteressierten aufgrund seines Standorts nur schwer erreichbar oder weniger begehrenswert sein. Die meisten Passungsprobleme stammen aber daher, dass es einen wahrgenommenen Mismatch bezüglich der gewünschten Eigenschaften, Qualifikationen und Verhaltensweisen gibt. Hier brauche es laut unterschiedlichen Ausbildungsexpertinnen und -experten eine neue Offenheit auf beiden Seiten sowie Zeit, um sich kennenzulernen.
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Viele Nachwuchstalente sind orientierungslos
Es kann auch helfen, mehr in die Berufsorientierung zu investieren. Bei der vergangenen Studie von u-Form Testsysteme kam unter anderem heraus, dass 32 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht wissen, wie sie sich nach dem Schulabschluss weiterentwickeln möchten und wie sie den Berufseinstieg finden sollen. Die Studienautorinnen und -autoren rieten damals: Unternehmen müssten mehr Beratungsangebote sowie Möglichkeiten für Praktika schaffen. Auch die Einführung einer Grundlagenausbildung könnte diesbezüglich hilfreich sein. Bei der Grundlagenausbildung durchlaufen Azubis für sechs Monate verschiedene Bereiche bei einem Unternehmen und können sich danach für einen konkreten Ausbildungsberuf entscheiden. 87 Prozent der Schülerinnen und Schüler sowie Azubis gefiel die Idee einer Grundlagenausbildung.
Eine weitere Erkenntnis aus der Studie vom vergangenen Jahr: Ghosting stellt ein echtes Problem für Unternehmen dar. 40 Prozent der befragten Unternehmen haben gelegentlich einen Kontaktabbruch eines Bewerbers oder einer Bewerberin erlebt. 20 Prozent der Arbeitgeber erleben dies zunehmend. Der Trendence HR-Monitor 2024 liefert Gründe für den Kontaktabbruch vonseiten der Bewerbenden: Oftmals melden sich die Betriebe gar nicht oder sehr spät beim Nachwuchs zurück oder sind in der Kommunikation unfreundlich. Interessant für Unternehmen zu wissen: Wenn die Bewerbenden mehr als drei Tage auf die Rückmeldung zu ihrer Bewerbung warten müssen, ist dies für sie bereits zu lang.
So erhöhte ein Seniorenheim seine Azubi-Einstellungen um 79 Prozent
Wie können Unternehmen auf diese Herausforderungen innovativ reagieren? Das zeigt unter anderem das Städtische Seniorenheim Dortmund, welches 2024 mit dem Deutschen Personalwirtschaftspreis in der Rubrik „Ausbildung & Duales Studium“ ausgezeichnet wurde. Dort wurde eine Station ins Leben gerufen, die ausschließlich von Azubis geleitet wird. Auszubildende laufen hier nicht einfach mit den ausgebildeten Mitarbeitenden mit, sondern sind selbst für den gesamten Ablauf, Dienstpläne und Medikamentengabe zuständig. Der Betreuungsschlüssel ist höher und es gibt Praxisleiterinnen und Praxisleiter, die rund um die Uhr unterstützend anwesend sind.
Mit diesem Konzept konnte das Städtische Seniorenheim Dortmund eigenen Angaben nach dem Vorjahr 79 Prozent mehr Azubis einstellen. „Man muss den jungen Leuten mal etwas zutrauen“, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Disteldorf. „Das wird belohnt mit Mitarbeiterbindung, Zufriedenheit und Vertrauen.“ Was mit einer Station begann, führte nun zur Einrichtung eines kompletten Ausbildungshauses. Weitere Tipps, wie Unternehmen in dem aktuellen Azubi-Markt erfolgreich Auszubildende finden und halten, werden sich aus den Ergebnissen der Studie „Azubi-Recruiting Trends“ schlussfolgern lassen.
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Für die Studie „Azubi-Recruiting Trends“ werden jährlich mehr als 60.000 Schülerinnen und Schüler, Azubis und Ausbildungsverantwortliche befragt. Die Untersuchung wird von der Hochschule Koblenz durchgeführt und von u-Form Testsysteme sowie AUBI-plus begleitet. Bis zum 31. März können Sie hier an der Befragung teilnehmen.
Hinweis: Die Personalwirtschaft ist Medienpartner der Studie „Azubi-Recruiting Trends“
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.