Eine aktuelle Umfrage der Jobplattform Monster in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen YouGov zeigt, dass ein Drittel der Deutschen (32 Prozent) schon einmal einen Jobwechsel bereut hat. Die größten Ursachen für diesen „Shift Shock“ – das schockierende Gefühl, wenn Wunsch und Wirklichkeit im neuen Job stark auseinandergehen – waren demnach unrealistische Erwartungen an die neue Rolle (11 Prozent), eine Enttäuschung über die Unternehmenskultur (7 Prozent), Probleme mit der Führungsebene (8 Prozent) oder dem Kollegium (6 Prozent). Besonders auffällig ist, dass Frauen schneller merken, wenn der neue Job nicht passt: 29 Prozent der weiblichen Befragten erkennen dies innerhalb eines Monats, während bei Männern nur 15 Prozent so schnell zu diesem Schluss kommen.
Der Mut zu einem neuen Karriereschritt endet allerdings nicht immer mit negativen Gefühlen. Immerhin geben ganze 33 Prozent auch an, dass sie im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrem Jobwechsel waren. Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Befragung von 2097 Personen zwischen dem 15. und 18. November 2024.
Wechselbereitschaft bleibt trotz Unsicherheit hoch
Eine weitere Untersuchung zeigt derweil, dass die Bereitschaft zum Jobwechsel trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten hoch bleibt. Laut der vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Xing durchgeführten Umfrage unter 3413 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Januar 2025 sind 36 Prozent der Deutschen offen für neue berufliche Herausforderungen. Jobsicherheit (69 Prozent) und ein höheres Gehalt (65 Prozent) sind dabei die wichtigsten Faktoren.
Besonders die Generation Z zeigt sich mit 48 Prozent Wechselbereitschaft dynamisch. Auffällig ist auch, dass Frauen deutlich häufiger Stress und schlechte Führung als Wechselgründe nennen, während Männer sich eher von fehlenden Aufstiegschancen und Lust auf Abwechslung leiten lassen. Allzu oft endet der Neuanfang dann aber eben im Frust.
Wie Unternehmen gegensteuern können
Was bedeutet das nun für Unternehmen? Zuallererst erscheint es wichtig, die Erwartungen neuer Mitarbeitender an die Rolle, das Team und die Unternehmenskultur realistisch zu vermitteln, um böse Überraschungen zu vermeiden. Und natürlich sollte der neue Job auch attraktiv sein. Es reicht nicht, den Fokus nur auf Produktivität zu legen.
Der Arbeitsplatz muss ein Ort sein, an dem sich Menschen entfalten und Wertschätzung erfahren. Oder, wie es Steffen Günder, Vice President Sales Europe bei Monster formuliert: „Ein transparenter Rekrutierungsprozess, ein gut strukturiertes Onboarding und regelmäßiges Feedback während der Einarbeitungszeit können dabei helfen, den ‚Shift Shock‘ zu vermeiden und die langfristige Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu sichern.“
Info
Die Verantwortung, einen „Shift Shock“ zu verhindern, liegt zu einem großen Teil bei den Unternehmen. Sie müssen folgende Punkte berücksichtigen:
Offenheit im Bewerbungsprozess: Laut der Monster-Studie kann eine realistische Darstellung von Aufgaben und Unternehmenskultur Fehlentscheidungen vermeiden.
Sinnvolles Onboarding: Ergebnisse der Xing-Langzeitstudie zeigen, dass ein strukturierter Start und regelmäßiges Feedback entscheidend sind, um neue Mitarbeitende langfristig zu binden.
Weiterbildung und Entwicklung: Die Xing-Studie hebt hervor, dass gezielte Entwicklungsmöglichkeiten sowohl die Motivation erhöhen als auch Wechselgründe minimieren.
Flexibilität im Arbeitsalltag: Flexiblere Arbeitsstrukturen und eine faire Aufgabenverteilung beugen Frustration vor und verbessern die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
Guter Offboardingprozess ist wichtig
Das Wissen um den Shift Shock zeigt aber auch, wie wichtig ein guter Offboardingprozess ist. Denn möglicherweise kommen Mitarbeitende, von denen man sich im Guten getrennt hat, eher wieder zurück, wenn sie feststellen, dass das Gras woanders auch nicht grüner ist. Allerdings ist in vielen Unternehmen das Ausscheiden von Mitarbeitenden kaum mehr als ein reiner Verwaltungsakt.
„Der Mitarbeitende wird aus sämtlichen Systemen ausgepflegt, ein Termin für die Übergabe von Schlüssel und Laptop vereinbart, ein Zeugnis erstellt und im besten Fall ein Exit-Interview mit HR geführt“, kritisieren Nicole Richter, Cornelia Stute und Natalia Hoffmann-Demsing in einem Beitrag zum Thema Offboarding in der Februar-Ausgabe der „Personalwirtschaft“.
Häufig lasse sich sogar beobachten, dass das Thema Trennung im Unternehmen mit einer Menge negativer Emotionen verknüpft und fast schon ein Tabuthema sei. „Manche Führungskraft scheint fast schon persönlich beleidigt, wenn ein Teammitglied den Schritt wagt und sich spannenden und neuen Herausforderungen bei einem anderen Arbeitgeber stellt.“
Sven Frost betreut das Thema HR-Tech, zu dem unter anderem die Bereiche Digitalisierung, HR-Software, Zeit und Zutritt, SAP und Outsourcing gehören. Zudem schreibt er über Arbeitsrecht und Regulatorik und verantwortet die redaktionelle Planung verschiedener Sonderpublikationen der Personalwirtschaft.