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Macht KI das Corporate Influencing wirklich besser?

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Personalwirtschaft: Künstliche Intelligenz bahnt sich immer mehr den Weg in den Arbeitsalltag und kann gerade im Corporate Influencing ein starkes Werkzeug sein. Welche Rolle spielt KI für Corporate Influencing?
Winfried Ebner: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass KI nicht einfach nur ein weiteres Tool wie Word oder Excel ist. KI wird zukünftig durch alles hindurch wirken. Wer heute als Corporate Influencer tätig ist, sollte sich bewusst sein, dass ständiges Lernen zum neuen Standard gehört. Die Technologie wird sich immer weiterentwickeln, und wer in diesem Bereich erfolgreich bleiben will, sollte auf dem neuesten Stand bleiben.

Wie kann KI die Arbeit von Corporate Influencern konkret beeinflussen oder sogar vereinfachen?
Ein zentrales Thema ist die Angst vor dem „weißen Blatt Papier“. Viele Menschen in kreativen Berufen kennen diese Situation. Hier hilft KI enorm: Sie kann nicht nur beim Lektorat, der Stiloptimierung und Korrektur unterstützen, sondern auch bei der Ideenentwicklung. Man darf sich jedoch nicht täuschen lassen – die Qualität der Frage (des Prompts) bestimmt die Qualität des Ergebnisses. Künstliche Intelligenz ist deshalb als sehr guter Copilot für Corporate Influencer zu nutzen. Chat GPT und Co. kommen nicht alleine auf gute Ideen. Es braucht nach wie vor den Menschen, der die Richtung vorgibt.

Kritiker bemängeln, dass durch den Einsatz von KI die Authentizität von Corporate Influencern verloren gehen könnte. Wie sehen Sie das?
Das ist eine wichtige Frage. Sich der KI zu verschließen, macht deshalb meiner Meinung nach keinen Sinn – das wäre, als würden wir zurück zur Schreibmaschine wollen. Trotz dessen ist Authentizität das Herzstück eines jeden guten Corporate Influencers. Wenn Unternehmen anfangen, ausschließlich auf KI-generierte Inhalte zu setzen, läuft man Gefahr, diese Authentizität zu verlieren. Verkürzt gesagt: Die Mittelmäßigkeit stirbt durch KI aus. Denn gute Texte und Beiträge verfolgen Absichten, die eine KI nicht hat. Verwendet man ausschließlich KI-generierte Inhalte, wird die Authentizität auf jeden Fall darunter leiden. Der Way-to-Go ist deshalb, eine Symbiose mit KI-Anwendungen zu schließen.

Wie können Unternehmen ihre Corporate Influencer schulen und dabei den Einsatz von KI optimal fördern?
Zuallererst sollten Unternehmen ihren Corporate Influencern beziehungsweise allen Mitarbeitenden die Angst vor der Technik nehmen. Wie diese Kurzumfrage zeigt, nutzen 45 Prozent KI nur sporadisch. Im zweiten Schritt sollte dann vermittelt werden, was welche KI-Anwendung leisten kann. Konkret kann man die Belegschaft beispielsweise mit Prompting-Hackathons an das Thema heranführen. Diese können entweder für die gesamte Belegschaft abgehalten oder spezifisch auf Corporate Influencer zugeschnitten werden. Die Technologie ist in ständiger Entwicklung und man muss immer auf dem neuesten Stand bleiben. Nur so kann man KI auch optimal nutzen.

Stichpunkt ständige Entwicklung: Gibt es aktuelle Trends im Corporate Influencing bezüglich KI, die Sie besonders spannend finden?
Ja, ein Trend, den ich besonders spannend finde, ist die Multimodalität der Plattformen. Multimodalität bezieht sich auf die Fähigkeit, verschiedene Arten von Daten wie Text, Bilder, Audio oder Video gleichzeitig zu verarbeiten und zu kombinieren, um komplexere Aufgaben zu bewältigen. Das hat enorme Potentiale für das Corporate Influencing, wenn zum Beispiel aus einem Video-Podcast einfach Highlight-Stellen als Social Media Content erstellt werden, oder aus dem Audio mehrere passende Blogbeiträge erstellt werden können. Wir haben z.B. im Corporate Influencer Podcast ein Pentalogie zur Nutzung von KI erstellt. Die Shownotes aller Episoden sind maßgeblich durch KI erstellt (Audio zu Text), was die Auffindbarkeit (insbesondere für SEO) deutlich verbessert.

Info

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Integration von KI in bestehende Corporate-Influencer-Strategien?
Eine Herausforderung ist sicherlich die Authentizität, wie bereits erwähnt. Ein Beispiel ist Katharina von Württemberg von der LBBW, die eine vollständig KI-gestützte Unternehmsboschafterin darstellt. Die Idee ist sehr gut durchdacht, aber ich glaube, dass ein solches Konzept nur als Ergänzung funktioniert. Echte Vorbilder, Führungskräfte aller Hierarchie-Stufen und auch Mitarbeitende, sind für das Corporate Influencing unersetzlich. Eine KI kann niemals die menschliche Komponente vollständig ersetzen, und das sollte auch nicht das Ziel sein.

Info

Frederic Haupt ist Volontär der Personalwirtschaft.