Talentlobby, ein Start-up aus Österreich, das auf das Recruiting für die Hospitality-Branche spezialisiert ist, und Searchtalent, ein Recruiting-as-a-Service-Anbieter aus Berlin, haben sich zu einer gemeinsamen Holding zusammengeschlossen. Dies sei bereits im Sommer geschehen. Die beiden Marken bleiben aber bestehen und auch für die Kunden werde sich vorerst nichts ändern.
Die beiden Start-ups sind Beteiligungen des Berliner Investors für HR Tech allygatr. Dessen Inhaber Benjamin Visser hat Searchtalent im Jahr 2018 gegründet – allygatr ist zu 100 Prozent daran beteiligt. Searchtalent bietet Recruiting-Leistungen an, darunter Active Sourcing, Social Media Recruiting und Stellenanzeigen. Dies tun sie für zehn Branchen, darunter das Gastgewerbe, für das den Kunden nun eben Talentlobby zur Verfügung steht. Bei Talentlobby ist allygatr vor etwa zwei Jahren eingestiegen. Wie hoch die Beteiligung war, ist nicht bekannt. Die beiden Gründer Philipp Habring (COO) und Paul Hagler (CRO) sind nun neben CEO Benjamin Visser in der Geschäftsführung der neuen Holding. „Der Zusammenschluss mit Searchtalent bietet uns die Möglichkeit, unser Know-how auch in andere Branchen zu transferieren“, teilt Talentlobby-Gründer Paul Hagler mit.
HR-Tech-Akquisitionen geplant
Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll das neuentstandene Unternehmen auf einen Umsatz von über zehn Millionen Euro wachsen. Der derzeitige Umsatz ist nicht bekannt. Dazu werde gezielt in Digitalisierung investiert, um das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Gleichzeitig wolle man durch Zukäufe auch international expandieren: „Wir sondieren den Markt genau“, gibt Paul Hagler bekannt.
Angesprochen auf die Konsolidierung im Start-up-Markt teilt Hagler mit: „Viele Start-ups, die während der Pandemie ein attraktives Produkt im Portfolio hatten, sehen sich nun mit rückläufiger Nachfrage konfrontiert, da Kunden nach der Krise oft zum vorherigen Status Quo zurückkehren.“ Dies verdeutliche, wie volatil die Märkte aktuell sind. „Wo früher ein Produkt noch über zwei bis drei Jahre stabilen Erfolg brachte, muss heute oft bereits alle sechs Monate überprüft werden, ob der Product-Market-Fit weiterhin besteht.“ Und diese Anforderung sei für viele Start-ups alleine kaum zu bewältigen, weshalb Zusammenschlüsse oder Übernahmen durch größere Unternehmen häufiger zu beobachten seien.
Das Recruiting ist zu langsam
Wie schätzen die Gründer das Recruiting der Unternehmen ein? Benjamin Visser stellt immer wieder fest: „Viele Unternehmen lassen sich einfach viel zu lange Zeit mit einer Rückmeldung an die Bewerbende – ob bei Zu- oder Absagen. Feedback wird, wenn überhaupt, nur auf Nachfrage gegeben. Teilweise werden Bewerbende geghostet.“ Dieses Phänomen gebe es zwar auch auf der anderen Seite. „Ein professionelles Unternehmen sollte und darf sich so etwas aber in keinem Fall leisten.“ Das sieht auch Hagler so: „Es fehlt an technischer Unterstützung und Automatisierung, die HR-Teams entlasten und die Effizienz im Recruiting erhöhen könnten.“
Außerdem seien sich Hagler zufolge viele Recruiting-Teams nicht darüber im Klaren, wo sie potenzielle neue Mitarbeitende ansprechen müssen: „Viele Unternehmen haben den schnellen Wandel des Bewerbermarkts nicht rechtzeitig erkannt. Während Jobbörsen mit Angeboten überschwemmt werden, hat sich der Ort, an dem Kandidaten auf Unternehmen aufmerksam werden, stark verändert.“ Der Gründer spricht damit die Tatsache an, dass Bewerber und Bewerberinnen nicht mehr so häufig aktiv nach Stellen suchen. „Sie erhalten über soziale Netzwerke wie LinkedIn und Instagram gezielt Informationen und Einblicke in Unternehmen.“ Dies habe dazu geführt, dass aktive Bewerber zunehmend zu passiven Bewerbern werden.
Info
Allygatr investiert in Start-ups mit Fokus auf HR Tech, bislang sind es mehr als 25 Beteiligungen. Das Unternehmen hat ein breites HR-Portfolio, darunter das Benefit-Start-up für Beruf und Familie heynanny, die digitale Schichtplanungslösung Ordio oder das Tool HR Autopilot, was Personalaufgaben automatisieren kann.