Frage: Wie finden wir über soziale Netzwerke wie Instagram junge Talente aus der Generation Z?
Es antwortet: Felix Behm, Generation-Z-Experte und Keynote-Speaker
Wieso sollten Unternehmen Social Media Recruiting betreiben?
Die Generation Z wird auch Digital Natives genannt. Denn die zwischen 1995 und 2009 geborenen haben den Umgang mit digitalen Medien von klein auf gelernt. Sie verbringen im Schnitt vier bis sechs Stunden täglich am Smartphone und damit viel Zeit auf sozialen Medien. Für Unternehmen, die Auszubildende und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen, macht es wiederum Sinn, dort vertreten zu sein, wo junge Menschen in ihrer Freizeit auch sind. Wenn sie also auf Instagram, TikTok und YouTube aktiv sind, haben sie gute Chancen, potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten auf sich aufmerksam zu machen und von einem Einstieg ins Unternehmen zu überzeugen.
Welche Social Media-Kanäle gibt es? Und wo macht es besonders Sinn, als Unternehmen aktiv zu sein?
Facebook ist nach wie vor eines der führenden sozialen Netzwerke und verzeichnet heute etwa 32 Millionen Nutzer in Deutschland. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich dort auch die junge Generation tummelt. Eher findet man dort ihre Eltern. Vertreter der Generation Z sind heute vor allem auf YouTube, WhatsApp, Instagram, TikTok und Snapchat (in absteigender Reihenfolge der Nutzerzahlen) aktiv. Für Unternehmen, die die ersten Schritte im Social Media Recruiting gehen möchten, ist besonders Instagram attraktiv, da relativ einfach Inhalte erstellt werden können und die Plattform von sehr vielen Menschen genutzt wird, hierzulandevon knapp 30 Millionen Menschen. Entgegen seinem Ruf wird Instagram auch zu einer immer wichtigeren Informationsplattform. Junge Menschen abonnieren also nicht nur Kanäle mit Mode, Beauty oder Sport, sondern informieren sich auch immer häufiger über Unternehmen, bevor sie sich dort bewerben.
Was macht Social Media-Inhalte attraktiv für junge Menschen?
Das Wichtigste zuerst: Die Gen Z bevorzugt „snackable“ Content, also Inhalte, die ohne großen Aufwand und in kurzer Zeit konsumiert werden können.
Niemand möchte die Unternehmenshistorie auf Instagram und Co. nachschauen oder lesen. Dafür sind die Plattformen auch nicht gemacht. Man möchte kurzen, spannenden, informativen oder lustigen Inhalt in Bild- oder Videoformaten (mit wenig Text) konsumieren, der idealerweise zum Liken, Kommentieren oder besser noch Teilen mit anderen Nutzerinnen und Nutzern animieren soll. Den besten Überblick zum Einstieg bekommt man, wenn man sich einige Inhalte von erfolgreich auf Social Media vertretene Unternehmen einmal anschaut. Dabei wird schnell klar: Es geht nicht um Fotos und Videos in Studioqualität und man benötigt auch keinen ausgebildeten Foto- oder Videografen, um einen erfolgreichen Account zu betreiben. Gute Ideen, ein Gefühl für interessante Inhalte (was junge Menschen in Ihrem Unternehmen meist von Natur aus besitzen) sowie ein ordentliches Smartphone und eine kostenlose Videobearbeitungs-App reichen heutzutage vollkommen aus.
Welche Inhalte funktionieren am besten bei Instagram?
Die Nutzerinnen und Nutzer möchten einen authentischen Blick hinter die Kulissen, abseits von langweiligen Werbetexten oder Unternehmensvisionen, die sich auf Webseiten meistens im Überfluss finden.
Stattdessen sollten sich Unternehmen überlegen, was sie bei jungen Menschen attraktiv wirken lässt und Einblicke in die Arbeit im Unternehmen bieten. Wer sind die Mitarbeiter, wie sieht ihr Arbeitsplatz aus, wie das Büro, die Kantine? Wer ist der Geschäftsführer und was passiert neben dem Tagesgeschäft? Wie werden Erfolge gefeiert oder Kollegen willkommen geheißen? Es gibt unglaublich viele Themen, die völlig unabhängig der Branche bespielen werden können. Inspiration bieten Unternehmen, die Instagram erfolgreich nutzen wie: Sixt, Rossmann, dm, Douglas oder Vodafone.
Was Unternehmen nicht posten sollten, sind plumpe Stellenanzeigen mit „Bewirb dich jetzt“. Das wird schnell weggeklickt. Stattdessen wollen die Nutzer sehen und nicht lesen, was sie im Job erwartet und bei Interesse unter dem Bild oder Video ein paar Worte (aber wirklich nur ein paar!) dazu lesen. Ein Link zur Karriereseite findet sich dezent in der entsprechenden Story und idealerweise beim Anklicken Ihres Profils – denn in Feed-Beiträgen und den sogenannten Reels kann nicht direkt auf externe Seiten verlinkt werden.
Wichtig ist: Will ein Unternehmen einen Instagram-Kanal aufbauen, sollten sich die Verantwortlichen zuvor davor mit den Werten und Wünschen der jungen Generation Z beschäftigen und auch die Vertreter der jungen Generation im dazu befragen. So entstehen ganz nebenbei Ideen für mögliche Inhalte.
Lohnt sich das denn?
In Zahlen lässt sich das immer schwer sagen. Die Erfahrung der vergangenen zehn Jahre zeigt aber, dass Unternehmen durch ihr Engagement bei Instagram und Co. ein erhöhtes Bewerberaufkommen verzeichnen konnten.
Eine individuelle Bewertung des eigenen Auftritts lohnt sich frühestens nach drei Monaten. Der Algorithmus muss erst einmal lernen, ob Inhalte für die Nutzer relevant sind und an welche Nutzergruppen sie ausgespielt werden sollen. Wichtig ist, dass Nutzerinnen und Nutzer bestimmte Regeln einhalten. Bei Instagram ist es sinnvoll, mehr als ein Beitrag pro Woche zu posten sowie ein bis drei Storys am Tag. Beides sollte ausreichend mit passenden Hashtags beschriftet werden, um vor allem Nicht-Follower zu erreichen. Eine Angabe des Standorts hilft ebenfalls, Nutzer in der Umgebung einzuladen, die Inhalte anzusehen.
Sollte ein Unternehmen auch auf anderen Portalen aktiv sein?
Auch bei YouTube haben bereits viele Unternehmen einen Kanal, den sie regelmäßig mit Videos rund um ihre Produkte oder Aktivitäten im Unternehmen befüllen. Nehmen wir das Beispiel eines Friseurs: Dieser könnte YouTube-Videos mit Anleitungen zu Hochsteckfrisuren einstellen, die von Auszubildenden oder Mitarbeitern gedreht wurden.
Die Nutzerzahlen von TikTok wiederum haben sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt, was auch immer mehr Unternehmen auf diese Plattform lockt. Wer allerdings gleich mit TikTok startet, sollte sich bewusst sein, dass es aus eben diesem Grund durchaus schwierig sein kann, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, da das Angebot an Videos sehr groß ist. Ein Blick in die Arbeit erfolgreicher Unternehmen auf TikTok lohnt sich aber trotzdem – zu nenen wären hier beispielsweise Dr. Oetker, OTTO, SNOCKS oder DERTOUR.
Info
Tipp: So bleibt der Kosten- und Zeitaufwand beim Social-Media-Recruiting niedrig
Wenn Sie es machen wie viele erfolgreiche Unternehmen auf Social Media, ist der Aufwand insgesamt sehr überschaubar. Denn idealerweise lassen Sie Auszubildende und junge Mitarbeitende die Kanäle aufbauen und pflegen. Denn wer wüsste besser, auf was es dort ankommt als die Generation, die die Inhalte dort auch konsumiert? Stellen Sie ein Team zusammen, erarbeiten Sie Regeln und kreieren Sie einen Regieplan.
Sie werden feststellen: Das macht den Z-lern bei Ihnen nicht nur Spaß, sondern sie nehmen es auch sehr ernst.
Autor
Felix Behm ist Generation-Z-Experte und Keynote-Speaker.
Weitere Infos: https://felixbehm.de/