Unternehmen, die beim Recruiting auf Diversity setzen, können schneller geeignete Talente für offene Stellen finden. Die Time-to-Hire verkürzt sich besonders, wenn mit dem Recruiting beauftragte Personalerinnen und Personaler ein Training für vorurteilsfreien Umgang mit vielfältigen Bewerberinnen und Bewerbern absolviert haben und sie selbst als HR divers aufgestellt sind. Das geht aus dem Diversity Recruiting Report 2023 der Schwesterunternehmen indeed und glassdoor gemeinsam mit dem ifo Institut hervor.
Für den Report wurden im Herbst 2022 rund 550 Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen befragt, inwieweit Diversity-Bemühungen eine Rolle in ihrem Recruiting spielen und als wie erfolgreich sie ihre Personalgewinnung einschätzen. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen beiden Faktoren. 48 Prozent der Befragten, die angeben, bei Neueinstellungen auf Diversität zu achten, besetzen ihre freien Stellen innerhalb von zwei Monaten. Zum Vergleich: Von den Arbeitgebern, für die Diversität im Recruiting keine Rolle spielt, schaffen das nur 32 Prozent.
Die schnellere Stellenbesetzung ist auch eine der häufigsten Erfahrungen, die Unternehmen mit einer vielfältigeren Belegschaft gemacht haben. 36 Prozent haben dies bei sich beobachtet. Häufiger berichten die Personalverantwortlichen nur von der menschlichen Bereicherung, die sich daraus ergibt, dass die Teams diverser sind (60 Prozent). 27 Prozent glauben, durch die diversere Belegschaft als Unternehmen innovativer und kreativer geworden zu sein. Von einem breiteren Verständnis für Zielgruppen und Kunden berichten 26 Prozent und von einem umfassenderen Wissen und einer bessere Expertise im Team 25 Prozent. Doch die Vielfalt bringt nicht nur positiven Wandel mit sich. 17 Prozent der Personalverantwortlichen haben ein höheres Konfliktpotential beobachtet, zwei Prozent geben an, generell negative Erfahrungen gemacht zu haben und nennen im Speziellen oftmals mangelnde Sprachkenntnisse, die die Zusammenarbeit erschweren.
Größtes Potenzial wird in Berufseinsteigern gesehen
Die Ergebnisse sollten zahlreiche Personalverantwortliche zum Nachdenken anregen. Denn nur rund 50 Prozent von ihnen achten bei Neueinstellungen darauf, dass sich die Belegschaft vielfältig zusammensetzt.
Die Personalverantwortlichen wurden auch danach befragt, in welchen Gruppen sie das größte Potenzial für zukünftige Mitarbeitende sehen. Das Ergebnis: Die meisten machen sich die größten Hoffnungen, dass Berufseinsteigerinnen und -einsteiger für das eigene Unternehmen gewonnen werden können. Weniger häufig werden Menschen mit Migrationshintergrund (34 Prozent), Berufstätige über 55 Jahre (34 Prozent), Zuwanderer aus dem Ausland (30 Prozent), Personen mit Kindern (28 Prozent), Geflüchtete (11 Prozent) und Menschen mit Behinderung (2 Prozent) als zukünftige neue Mitarbeitende gesehen. Dieser Fokus ist laut den Autorinnen und Autoren des Reports nicht schlau: „Mit dem Fokus auf Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger setzen viele Unternehmen beim Recruiting ausgerechnet auf die Gruppe von Kandidatinnen und Kandidaten, die in den kommenden Jahren absehbar kleiner wird“, heißt es im Report.
Die 50 Prozent der Unternehmen, die dennoch gezielt darauf achten, alle oben genannten Gruppen und weitere in ihrem Recruiting anzusprechen, wählen dafür vor allem folgende Methoden: 65 Prozent passen die Formulierungen in Stellenanzeigen an, 31 Prozent sprechen gezielt eine bestimmte Gruppe an und 27 Prozent gehen gezielt auf einzelne vielfältige Personen zu. Auf ein Training für HR für vorurteilsfreien Umgang mit Bewerberinnen und Bewerbern setzen 19 Prozent, ihre eigene Personalabteilung stellen nur 7 Prozent aktiv divers auf.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.