Selbstwahrnehmung
Im Rahmen des Einstellungsprozesses konzentrieren sich HR-Manager:innen oftmals primär auf die Hard- und Soft Skills und übersehen dabei einen zentralen Aspekt, der eine mindestens genauso wichtige Rolle spielt: den Cultural Fit.
Eine Übereinstimmung zwischen einem Unternehmen und den Angestellten in Bezug auf die Erwartungen, Arbeitsvorlieben und Werte wirkt sich positiv auf die individuelle Zufriedenheit aus und garantiert gleichzeitig eine bessere berufliche Performance. Eine mangelnde Übereinstimmung hingegen resultiert oft darin, dass Mitarbeitende zu anderen Unternehmen wechseln, sobald sich ihnen eine Möglichkeit bietet. Der Cultural Fit spielt eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeiterbindung. Personen, die sich in Harmonie mit dem Unternehmen fühlen und dessen Visionen und Werte teilen, tendieren eher dazu, langfristig bleiben zu wollen. Daher sollten HR-Manager:innen im Rahmen ihrer Recruiting-Strategie auf eine möglichst große Übereinstimmung der Werte und Kultur von Kandidat:in und Unternehmen zu achten, insbesondere, wenn sie auf langfristige Ergebnisse abzielen.
Erst die Unternehmenskultur definieren
Um bei Einstellungen den Cultural Fit berücksichtigen zu können, muss man zunächst die Unternehmenskultur genau definieren. Dies ist ein Prozess, der aus mehreren Schritten besteht und die gesamte Hierarchie mit einbezieht. Idealerweise sollte das Ergebnis sowohl die internen Bedürfnisse als auch die Wirkung nach außen berücksichtigen. Dabei können externe Spezialist:innen helfen, die tiefgreifend analysieren, was ein Unternehmen ist, was es werden könnte und was es werden sollte. Alternativ können Unternehmen einige, wenige Schritte befolgen, um ihre Kultur und Werte allein zu definieren.
In erster Linie sollten sie dabei ihre Mitarbeitenden mit einbeziehen – zuhören, was sie über das Unternehmen denken, wie sie es erleben, und was sie gerne verbessern würden. So vermeidet man, dass die Kultur von oben verordnet wird, und lädt im Gegenteil zu einem kooperativen Schaffensprozess ein. Des Weiteren sollten die Menschen an Bord der Unternehmensmission geholt werden, sodass sie sich wirklich als Teil des Wertesystems fühlen, dem sie angehören. Nicht zuletzt sollten Unternehmen darauf achten, wie sie kommunizieren und wenn nötig ihre Kommunikationsprozesse verbessern. Die Details zu vermitteln, sodass die Unternehmenskultur und die Unternehmenswerte tatsächlich für alle klar und zugänglich sind, ist unerlässlich für deren Entstehung. Dies muss nicht nur intern klar definiert sein, sondern muss auch nach außen (mit)geteilt werden, vor allem mit den Personen, die möglicherweise an einem Einstieg ins Unternehmen interessiert sind.
Grundlegende Merkmale strategisch kommunizieren
Nachdem Werte und Kultur definiert wurden, ist der nächste Schritt die Erstellung einer Strategie, die sich insbesondere der grundlegenden Merkmale des Arbeitgebers bewusst ist und dann auch sicherstellt, dass diese Merkmale von den Kandidat:innen und damit zukünftigen Angestellten gut aufgenommen und geteilt werden. Per Cultural Fit einzustellen bedeutet, sich auf die Eigenschaften der potenziellen Talente zu konzentrieren, die zur Unternehmenskultur passen.
Das richtige Verständnis und die korrekte Auslegung der gepflegten Kultur und der gelebten Werte sind vor allem bei denjenigen wichtig, die im Bereich Recruiting und Neueinstellung tätig sind. Es reicht nicht aus, Kandidat:innen danach zu fragen, ob sie der Meinung sind, zum Wertesystem der Firma zu passen. Stattdessen müssen die Personen, die mit der Auswahl befasst sind, angemessen vorbereitet sein, um auf ehrliche und effektive Weise über die Aspekte zu sprechen, die gemeinhin in den Bereich Kultur gehören.
Aus diesem Grund müssen alle Kommunikationsmaterialien, speziell diejenigen, die sich an die Kandidat:innen und zukünftigen neuen Talente richten, die Werte und die Kernbotschaften klar transportieren. Die Stellenausschreibungen sollten neben den Minimalanforderungen auch Hinweise auf Eigenschaften einer Person enthalten. Ein weiterer Ansatz empfiehlt, die Kandidat:innen in Echtzeit mit der Unternehmenskultur zu konfrontieren, indem man sie die Firma und/oder das Team schon während der Auswahlphase kennenlernen lässt. Wenn man per Cultural Fit einstellen will, muss man auch die Faktoren Diversität, Unparteilichkeit und Inklusion berücksichtigen. Eine Unternehmenskultur zu gestalten, die Diversität und Inklusion von Anfang an fördert, ist sowohl für die Firma als auch für die einzelnen Menschen, die dort arbeiten, gewinnbringend.
Zusammenfassend
Per Cultural Fit einstellen ist einfacher gesagt als getan – insbesondere, wenn die Firma keine tragfähige und unterstützende Unternehmenskultur besitzt. Nachdem man sie definiert hat, kann man zum Einstellungsprozess übergehen und dabei berücksichtigen, ob und inwiefern Kandidat:innen zu diesem Wertesystem passen. Dies verbessert die Zufriedenheit der Angestellten, bezieht sie mit ein, steigert ihre Produktivität und auch die Bindung ans Unternehmen. Es ist auch eine Gelegenheit, um mit allen Hierarchiestufen des Unternehmens die kulturellen Werte, auf die man sich bezieht, zu teilen. Die Recruiting-Strategie muss in diesem Sinn inklusiv und unparteiisch sein. Der Weg sollte zu einem wirklichen Bewusstsein und Verständnis führen.
Autor
Federica Boarini begann im Jahr 2018 ihre Karriere bei Reverse als internationale Headhunterin und eröffnete kurz darauf die erste Auslandsniederlassung des Unternehmens in Berlin, Deutschland. Auf diese Weise gelingt es ihr, ihre Leidenschaft für die Geschäftsentwicklung und ihre Fähigkeiten in der kulturellen Vermittlung miteinander in Einklang zu bringen. Aufgrund des rasanten Wachstums von Reverse ist sie nun Head of International Development.