Die heikle Gehaltsfrage ist einer der größten Stolpersteine in Bewerbungsprozessen. In einer aktuellen Erhebung der Recruitingplattform Stepstone gaben mehr als die Hälfte der Recruiterinnen und Recruiter (51 Prozent) an, dass abgebrochene Bewerbungsverfahren häufig an unterschiedlichen Vorstellungen über die Vergütung gescheitert seien. Aus Sicht von 23 Prozent der Befragten platzt eine Bewerbung häufig, weil die Gehaltsfrage nicht früh genug thematisiert wurde. Für die Erhebung hat die Plattform rund 5.700 Beschäftigte in Deutschland, darunter etwa 1.200 Führungskräfte und rund 750 Recruiter, zu Gehältern und Gehaltstransparenz befragt.
Bewerberinnen und Bewerber wünschen sich ihrerseits klare Aussagen von Unternehmen zum Gehalt. Fast 60 Prozent haben schon einmal auf eine Bewerbung für eine passende Stelle verzichtet, weil dazu keine Informationen zur Vergütung vorlagen. 86 Prozent würden es begrüßen, wenn Unternehmen in Deutschland Gehälter grundsätzlich offenlegen.
Jedes zweite Unternehmen um Gehaltstransparenz bemüht
Beim Thema Gehaltstransparenz sehen HRler unterdessen noch Verbesserungspotenzial in ihren Unternehmen: Fast die Hälfte (47 Prozent) der befragten Firmen haben der Erhebung zufolge noch keine Maßnahmen geplant, offener mit dem Thema Gehalt umzugehen. 17 Prozent wollen jedoch klarere und transparentere Gehaltsrichtlinien einführen, während 16 Prozent gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit unabhängig von Geschlecht und Herkunft garantieren. 15 Prozent stellen sicher, dass sie ihre Vergütungsstrukturen kontinuierlich überprüfen und aktualisieren. Weitere 15 Prozent geben an, Gehaltsspannen für jede Position zu veröffentlichen.
„Unternehmen, die sich beim Thema Gehaltstransparenz gut aufstellen und ihren Worten Taten folgen lassen, begegnen Bewerberinnen und Bewerbern auf Augenhöhe und helfen ihnen, die bestmögliche Entscheidung zu treffen“, betont Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone. Das trage in Zeiten des Arbeitskräftemangels auch dazu bei, geeignete Talente zu finden, den Bewerbungsprozess schlanker und transparenter zu gestalten und Personal langfristig zu binden. „Das Gehalt ist und bleibt einer der wesentlichen Entscheidungsfaktoren bei der Jobsuche und gewinnt durch die Inflation und die neuen Kraftverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt noch mehr an Bedeutung“, so Zimmermann.
In der März-Ausgabe der Personalwirtschaft haben wir uns intensiv mit dem Thema Gehaltstransparenz befasst. Als Abonnentin oder Abonnent können Sie hier mehr dazu lesen:
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersvorsorge. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das Magazin "Comp & Ben". Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.