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Vergütung: Verdienen Personaler bald wie Programmierer?

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Die durchschnittlichen Gehälter in Personalabteilungen sind trotz der extrem gestiegenen Nachfrage nach entsprechenden Fachkräften bislang noch nicht signifikant gestiegen. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen der Beratung Willis Towers Watson (WTW), die jährlich die Gehaltsdaten von etwa 870 Unternehmen auswertet. Zwischen 2019 und 2021 hat es dabei kaum Veränderungen gegeben – was aber wenig überrascht, wie Florian Frank, Leiter Work & Rewards, sagt. „Wenn wir die Daten auswerten, dann beziehen sich diese ja auf alle Personaler“, erklärt er. „Auch die, die in ihrem bisherigen Job geblieben sind.“ Große Gehaltssprünge machten aber vor allem jene, die das Unternehmen wechselten. Und da gebe es zumindest anekdotische Hinweise darauf, dass durchaus höhere Gehälter aufgerufen werden.

Bis sich in den Gesamtzahlen ein Effekt zeigt, dürfte es laut Frank noch dauern. „In den nächsten Jahren werden wir, wenn die Nachfrage so hoch bleibt, einen deutlicheren Effekt sehen“, glaubt der Experte. Die Erfahrung habe man etwa bei der Entwicklung im IT-Bereich gemacht, wo es den Fachkräftemangel ja schon länger gibt. „Ganz so stark wie dort werden die Gehälter im Personalbereich aber nicht steigen“, sagt Frank. Schließlich sei der Rekrutierungsdruck bei Entwicklern deutlich höher, was sich auch auf die Gehälter auswirkt.

Vor allem erfahrene und spezialisierte Fachkräfte gefragt

Florian Frank, Leiter Work & Rewards bei WTW. (Foto: WTW)
Florian Frank, Leiter Work & Rewards bei WTW. (Foto: WTW)

Auch bei den Berufseinsteigern zeigt sich noch keine Gehaltsexplosion. Mit einem Plus von 5,6 Prozent bei den Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen und 1,5 Prozent bei einem Masterabschluss lag der HR-Nachwuchs in den vergangenen zwei Jahren bei den Einstiegsgehältern etwa im Durchschnitt der anderen Berufsgruppen. „Im Ingenieurbereich, wo die Gehälter natürlich deutlich höher sind, waren die relativen Steigerungen vergleichbar“, erklärt Frank.

Grundsätzlich seien auf dem Markt vor allem erfahrene und spezialisierte Fachkräfte gefragt, dort seien größere Gehaltssprünge machbar. „Während bei einer traditionellen, allgemeinen Professional-Karriere zumindest bislang keine überdurchschnittlichen Anstiege zu sehen oder erwarten sind, ist das bei Spezialisten und Experten anders“, sagt Frank. „Da sehe ich höhere Anstiege.“ Ganz besonders gelte das im Bereich Compensation and Benefits, wo schon nach wenigen Berufsjahren hohe Gehälter zu erzielen sind. Mit der geplanten EU-Fair-Pay-Direktive könne sich der Effekt hier sogar noch verstärken.

Pandemie verändert Nebenleistungen

Florian Frank weist zusätzlich darauf hin, dass Nebenleistungen – wie in anderen Berufsgruppen üblich – auch in der Personalabteilung an Brisanz gewinnen und sich stetig verändern. „Wenn ich in Zukunft weniger ins Büro gehe, wie wichtig ist dann noch die Kantine, wie wichtig das Jobticket? Benefits müssen angepasst und flexibler gestaltet werden“, sagt er. Besonders wichtig werde hingegen eine „Kultur der Zusammengehörigkeit“ und eine Kommunikation, die funktioniert, auch wenn man sich weniger sieht. Das falle nicht nur (auch) in den Aufgabenbereich der Personalabteilung, sondern sei auch für die Personalerinnen und Personaler als Arbeitnehmer selbst wichtig.

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Info

Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.