Attraktive Benefits von Arbeitgebern sind Beschäftigten ein Zehntel ihres Gehalts wert. Das ist das Ergebnis einer Studie der Arbeitgeber-Vergleichsplattform kununu, an der rund 1.150 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer teilgenommen haben. Demnach sind Talente in Deutschland bereit, im Durchschnitt auf 9,78 Prozent ihres Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür attraktive Zusatzleistungen erhalten.
Doch das ist wohl wenigen Unternehmen bewusst: Laut den Studienergebnissen erhalten nur etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten Benefits von ihrem Arbeitgeber. Viele Unternehmen schöpfen somit das Potenzial, das Arbeitgeberleistungen bieten, nicht aus. Gerade junge Talente wünschen sich Nebenleistungen: Mehr als vier Fünftel (83 Prozent) der 18- bis 28-Jährigen finden sie wichtig, ein Drittel (31 Prozent) sogar sehr wichtig. Ein Blick auf alle Altersgruppen zeigt, dass mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) Arbeitgeberleistungen bedeutsam finden.
Manche Benefits sind für Talente selbstverständlich
Das heißt auch: Benefits können eine Alternative zu einer Gehaltserhöhung sein. Zwar würde etwas mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) nicht auf Geld zugunsten von Benefits verzichten, fast die Hälfte (49 Prozent) würde dies jedoch tun.
Besonders attraktiv sind in diesem Kontext für zwei Drittel der Talente zusätzliche Urlaubstage zu den gesetzlich vorgeschriebenen – diesen Benefit halten allerdings 14 Prozent der Angestellten ohnehin für selbstverständlich. Des Weiteren wünschen sich die Talente Fahrkostenzuschüsse (56 Prozent), Mitarbeitervergünstigungen und Universalgutscheine (jeweils 55 Prozent).
Andere Benefits halten sie zwar für attraktiv, erachten sie allerdings als selbstverständliche Leistungen ihres Arbeitgebers, darunter Urlaubs- und Weihnachtsgeld – dieses setzen 52 Prozent voraus, nur 8 Prozent halten es für unwichtig –, einen ergonomischen Arbeitsplatz (41 Prozent) sowie die betriebliche Altersvorsorge (bAV, 41 Prozent). Auch flexible Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, erachten viele Beschäftigte als normal. Anders sieht es bei Universalgutscheinen aus: Diese finden 55 Prozent sehr attraktiv, und nur 15 Prozent empfinden sie als üblich.
Auch die Arbeit im heimischen Büro ist vielen Beschäftigten so wichtig, dass sie, falls es ihr Arbeitgeber nicht ohnehin gewährt, dafür eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen würden. Das belegt eine Umfrage der Softwarebewertungsplattform Capterra. Demnach würden 38 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland Gehaltskürzungen akzeptieren, um remote arbeiten zu können.
Zusätzliche Urlaubstage bei Würth International
Würth International mit Sitz im schweizerischen Chur kennt diese Wünsche. Das Unternehmen findet regelmäßig in Mitarbeiterbefragungen und Stay-Interviews heraus, was seinen Mitarbeitenden wichtig ist. Nach Unternehmensangaben schätzen die Beschäftigten vor allem zusätzliche Ferientage. Diese gewährt der Händler von Befestigungs- und Montagematerial als sogenannte Treuetage: Je länger ein Talent im Unternehmen ist, umso mehr Urlaubstage erhält es. Bis zu fünf Zusatztage können Mitarbeitende erhalten.
Des Weiteren sind den Würth-Beschäftigten die Möglichkeit für Mobile Work, attraktive Sozialversicherungen, die Möglichkeit für unbezahlten Urlaub und Angebote im Betrieblichen Gesundheitsmanagement wichtig. Alle diese Benefits gewährt das Unternehmen als Teil eines Gesamtpakets, aber nicht anstelle von Gehaltserhöhungen.
Bedarfsgerechte Benefits bei Henkel
Auch der Hersteller von Konsumgütern und Klebstoffen Henkel setzt auf zusätzliche freie Tage. Bei ihm erhalten Mitarbeitende ein Budget, das sie individuell einsetzen können, etwa für zusätzliche freie Tage, aber auch für eine Fitnessmitgliedschaft oder die Umwandlung in die bAV. Oliver Wilhelms, Head of HR Germany/Switzerland & Labor Law sagt: „Wir verfolgen das Ziel, die Auswahl der Social Benefits für die Mitarbeitenden flexibel und bedarfsgerecht zu gestalten.“ Deshalb habe der Konzern eine digitale Plattform, das „House of FlexBenefits“, entwickelt, so dass die Mitarbeitenden ihre Zusatzleistungen flexibel nach ihren persönlichen Wünschen und Bedürfnissen wählen können. „Zusätzlich unterstützt Corporate Health unsere Mitarbeitenden bei der Prävention und Bewältigung beruflicher, familiärer und gesundheitlicher Probleme“, erklärt Wilhelms. Wie das Unternehmen seine Mitarbeitenden im Arbeitsalltag unterstützen kann und wie es als Arbeitgeber auch für potentielle Bewerberinnen und Bewerber attraktiv bleiben kann, erfährt es in Umfragen.
Bindungskraft von Benefits gering
Auch wenn die Unternehmen individuell auf die Bedürfnisse der Belegschaft eingehen, bleibt die Bindungskraft von Benefits den Studien zufolge gering. So geben zwei Fünftel (40 Prozent) der Teilnehmenden der kununu-Studie an, dass sie sich durch Arbeitgeberleistungen nicht fester an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen. Vor allem Frauen empfinden keine höhere Loyalität gegenüber dem Unternehmen, wenn dieses attraktive Benefits anbietet.
Info
Weitere Informationen zu Benefits, Vergütung und Vergütungsstrukturen, betrieblicher Altersvorsorge und Vermögens- und Vorsorgeaufbau für Mitarbeitende finden Sie jederzeit auch in unserem Onlinemagazin Comp & Ben.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersvorsorge. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das Magazin "Comp & Ben". Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.